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Ritterschilde

Ritterschilde – was du wirklich wissen musst, bevor du dir einen zulegst

Wenn du schon mal auf einem LARP warst oder vielleicht gerade überlegst, dir ein passendes Kostüm für dein nächstes Mittelalterevent zusammenzustellen, dann wirst du schnell über das Thema Ritterschilde stolpern. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Versuch, einen Schild zu tragen – ich hatte null Plan, was ich da eigentlich tue. Der Schild war zu schwer, die Befestigung zu locker, und nach zehn Minuten tat mir der Arm weh. Heute weiß ich: Ein gut gewählter Ritterschild verändert das ganze Spielgefühl.

Und glaub mir – es ist nicht einfach nur ein Stück Holz oder Schaumstoff. Ein Schild erzählt deine Geschichte. Er zeigt, wofür dein Charakter steht, was er erlebt hat, und manchmal sogar, woher er kommt. Wenn du ihn richtig auswählst oder selbst baust, wird er zu deinem Markenzeichen auf jedem LARP.


Warum ein Ritterschild mehr ausmacht, als du denkst

Sobald du mit einem Schild kämpfst, verändert sich deine Körperhaltung. Du bewegst dich anders, du stehst stabiler, und du wirkst sofort wie jemand, der ernsthaft weiß, was er tut. Ohne Schild fehlt oft dieses Gefühl von Schutz und Kraft. Ich hab’s selbst erlebt: Sobald ich meinen Schild bei mir hatte, fühlte ich mich gleich doppelt so sicher – und irgendwie „vollständig“.

Außerdem fällt dir wahrscheinlich auf, dass viele Kämpfer auf LARPs nur ein Schwert oder eine Axt tragen. Ein Schild hebt dich ab. Er macht dich erkennbar, verleiht deiner Figur Präsenz. Und ganz nebenbei ist er ein perfektes Stilmittel: Wenn du deinen Schild passend zu deinem Wappen oder Kostüm gestaltest, ziehst du die Blicke auf dich.


Welche Arten von Ritterschildern gibt es?

Bevor du dich in den Baumarkt stürzt oder online etwas bestellst, lohnt es sich, einen Überblick zu bekommen. Denn Ritterschilde sind nicht gleich Ritterschilde.

Die gängigen Formen im Überblick

  • Tropfenschild (oder „Kite-Schild“)

    Typisch fürs Hochmittelalter. Leicht gebogen, oben schmal, unten spitz. Wenn du eine historische Figur aus dem 11. bis 13. Jahrhundert darstellen willst, liegst du damit genau richtig. Er schützt den Körper gut und lässt sich angenehm führen.

  • Heater-Schild (auch Bügelschild genannt)

    Der Klassiker schlechthin. Kompakter, oft trapezförmig mit abgerundeten Kanten unten. Ideal für Ritterdarstellungen des 14. Jahrhunderts oder für Charaktere, die einen etwas eleganteren Kampfstil zeigen.

  • Rundschild

    Eher mit Wikingern oder frühen Rittern verbunden, aber auch im Fantasy-LARP beliebt. Wirkt roh und ursprünglich – perfekt, wenn dein Charakter kein hochadeliger Ritter, sondern eher ein freier Kämpfer oder Söldner ist.

  • Großer Pavese- oder Turmschild

    Riesig, beeindruckend, aber im Spiel oft unhandlich. Ich hab mal versucht, mit so einem Ding durch ein Zeltlager zu gehen – keine gute Idee. Trotzdem kann er als Requisit oder für bestimmte Charaktere toll wirken.

Materialien, die sich bewährt haben

  • Holz – Authentisch, stabil, aber schwer. Ideal, wenn du ihn im Reenactment oder Schaukampf nutzt.

  • Holz mit Leder- oder Stoffüberzug – Ein guter Kompromiss zwischen Stabilität und Gewicht. Außerdem kannst du den Überzug farblich gestalten oder mit Wappen verzieren.

  • Schaumstoff und MDF-Kombinationen – Perfekt fürs LARP, da leichter und sicherer im Kampf.

  • Kunststoffverbundstoffe – Praktisch unverwüstlich, aber optisch nicht immer glaubwürdig.

  • Reine Metallschilde – Für LARP meist ungeeignet, zu schwer und zu gefährlich, aber mit Metallbeschlägen kannst du Akzente setzen.

Das Gewicht spielt dabei eine größere Rolle, als man denkt. Ein Schild, der zu schwer ist, macht dich langsam und nimmt dir jede Freude an Bewegung. Lieber ein paar hundert Gramm weniger, aber dafür längere Ausdauer.


Den richtigen Ritterschild planen – worauf du achten solltest

Bevor du dich in den Bau stürzt oder den „Kaufen“-Button drückst, überleg dir ein paar grundlegende Dinge. Ich hab mir früher nie Gedanken gemacht, was mein Charakter überhaupt ausdrücken sollte – und hatte am Ende einen Schild, der null zu meinem Kostüm passte.

Welche Rolle spielst du eigentlich?

Ein fahrender Ritter wird nicht denselben Schild tragen wie ein Ordenskrieger oder ein Waffenknecht. Wenn du einen Adligen spielst, darf dein Schild gerne verziert, sauber und symmetrisch bemalt sein. Ein Söldner oder verstoßener Ritter dagegen sollte vielleicht einen abgenutzten, beschädigten Schild tragen.

Welche Epoche oder Welt?

Bei historischen Settings lohnt sich ein Blick in Bücher oder Museen. Selbst ein kurzer Blick auf Abbildungen von Rittern des 12. Jahrhunderts kann dir helfen, die richtige Form zu finden. In Fantasy-Settings hast du mehr Freiheit – aber auch da sollte der Schild zur Figur passen.

Farben, Symbole und Wappen

Dein Schild erzählt eine Geschichte. Wenn du also Farben wählst, wähle sie bewusst. Rot und Schwarz stehen für Kampfgeist, Blau für Treue, Grün für Natur oder Glaube. Ich hab mal ein Wappen mit einem stilisierten Falken gewählt, weil mein Charakter als Späher unterwegs war – und plötzlich hatten andere Spieler etwas, woran sie mich sofort erkannten.

Kleiner Tipp: Zu feine Details sieht man im Spiel kaum. Halte das Motiv klar, einfach und deutlich.


Bau eines Ritterschilds – meine Anleitung aus Erfahrung

Ich hab über die Jahre mehrere Ritterschilde gebaut. Einige waren Schrott, manche richtig gut. Hier zeig ich dir, wie du einen funktionalen, leichten und trotzdem stabilen Schild fürs LARP basteln kannst.

Materialien, die du brauchst

  • Holzplatte (Birke-Multiplex, ca. 6 mm)

  • Schaumstoff (Plastazote oder vergleichbar)

  • Stoff oder Leder für den Überzug

  • Holzleim, evtl. Schrauben oder Nieten

  • Lederstreifen oder Gurtband für die Riemen

  • Acrylfarben und Lack zum Bemalen

  • Cutter, Schleifpapier, Stichsäge

Schritt für Schritt

  1. Form aufzeichnen und aussägen.
    Benutze Karton als Vorlage, probier die Größe an deinem Körper aus. Lieber zweimal testen, bevor du sägst.

  2. Kanten abrunden.
    Das klingt nebensächlich, aber runde Kanten sehen besser aus und schonen deinen Schaumstoff.

  3. Schaumstoff zuschneiden und aufkleben.
    Gleichmäßig auftragen, keine Luftblasen lassen.

  4. Bezug aufbringen.
    Stoff oder Leder straff spannen und mit Leim oder Klammern befestigen.

  5. Griffe und Riemen anbringen.
    Die richtige Position ist entscheidend. Ein zu weit außen liegender Griff verändert das Gewicht spürbar. Teste es mehrfach.

  6. Bemalen und verzieren.
    Ich nutze Acrylfarben und versiegel den Schild danach mit mattem Lack. Wenn du willst, kannst du Alterungseffekte mit Pigmenten oder verdünnter Farbe erzeugen.

  7. Testlauf!
    Trag den Schild mal ein bis zwei Stunden – einfach so. Du merkst schnell, ob er irgendwo drückt oder zu viel wiegt.


Ritterschild kaufen – wann sich das lohnt

Nicht jeder hat Bock oder Zeit, selbst zu bauen. Und das ist völlig ok. Es gibt hervorragende Handwerker und Shops, die Ritterschilde für LARP oder Reenactment anbieten.

Worauf du beim Kauf achten solltest:

  • Gewicht: Alles über acht Kilo wird unangenehm.

  • Material: Kein dünnes Sperrholz oder billiger Schaumstoff.

  • Griff: Fest, ergonomisch und sicher befestigt.

  • Design: Passt der Stil zum Rest deines Kostüms?

  • Pflegefreundlich: Kannst du den Schild nach dem Spiel reinigen oder nachlackieren?

Ein guter Schild ist wie eine Rüstung – du merkst die Qualität erst, wenn du sie trägst. Ich hab einmal einen billigen Schild gekauft, der nach dem ersten Event Risse hatte. Seitdem investiere ich lieber etwas mehr.


Pflege, Transport und Aufbewahrung

Ein Ritterschild will gepflegt werden – sonst sieht er schnell aus wie ein Stück Sperrmüll.

  • Nach jedem Event: Dreck, Staub, Schweiß abwischen.

  • Holzschilde: Gelegentlich mit Holzöl oder Wachs behandeln.

  • Lederteile: Mit Lederfett pflegen.

  • Transport: Immer gepolstert – im Auto oder Anhänger kann ein ungesicherter Schild richtig Schaden nehmen.

  • Lagerung: Stehend oder aufgehängt, an einem trockenen Ort. Niemals feucht einlagern – das gibt Stockflecken oder verzogenes Holz.

Ich hab meinen ersten Schild einmal im Keller gelagert, direkt an der Wand. Nach einem Winter war er krumm wie eine Banane. Seitdem kommt er nur noch ins Wohnzimmer – dekorativ sieht er da sowieso besser aus.


Ritterschild im Spiel – Taktik und Atmosphäre

Ein Schild ist weit mehr als Schutz. Er kann das Spiel lebendiger machen.

  • Taktisch: Schütze nicht nur dich, sondern auch deine Gruppe. Positioniere dich vorn – du bist die erste Verteidigungslinie.

  • Symbolisch: Das Wappen auf deinem Schild kann Allianzen oder Feindschaften signalisieren.

  • Erzählerisch: Bau Geschichten um deinen Schild. Vielleicht wurde er von deinem Vater übergeben, vielleicht hast du ihn in einer Schlacht verloren und wiedergefunden.

  • Dramatisch: Ein Schildbruch ist ein starkes Moment im Spiel – besonders, wenn du ihn geplant inszenierst.

Ich hatte mal ein LARP, wo mein Schild in einem „Ritualkampf“ zerstört wurde. Die Szene war improvisiert, aber sie wurde eines der Highlights des Wochenendes. Seitdem trage ich denselben Schild – repariert, aber mit Narben.


Fehler, die du vermeiden solltest

Ich hab fast alle schon gemacht, daher hier kurz und schmerzlos:

  1. Schild zu groß → unbequem, unpraktisch.

  2. Griffe schlecht befestigt → Verletzungsgefahr.

  3. Farben zu modern → Stilbruch.

  4. Zu dünnes Material → Schild bricht nach wenigen Einsätzen.

  5. Keine Testphase → fällt dir im Spiel auf, wenn’s zu spät ist.

Wenn du diese Fehler umgehst, hält dein Schild locker mehrere Jahre.


Beispiel aus der Praxis

Mein aktueller Schild ist etwa 95 cm hoch, 50 cm breit, Tropfenform. Holz, mit Schaumstoff belegt und Leinen bespannt. Innen zwei Ledergriffe, außen bemalt mit einem goldenen Falken auf schwarzem Grund. Der Lack ist leicht matt, die Ränder sind künstlich gealtert.
Ich hab ihn über ein Jahr im Einsatz – unzählige Kämpfe, Regen, Sonne, alles überstanden. Nur die Kanten hab ich einmal nachgeklebt.

Was ich gelernt habe: Ein Schild ist kein Dekostück. Er lebt mit dir. Jede Schramme erzählt ein Stück deiner LARP-Geschichte.


Kurz-Checkliste für deinen Ritterschild

  • Passt die Form zu deiner Rolle und Epoche?

  • Ist das Gewicht angenehm?

  • Sitzt der Griff gut in der Hand?

  • Stimmen Farben und Symbole mit deiner Figur überein?

  • Hast du den Schild getestet, bevor du ihn bemalt hast?

  • Weißt du, wie du ihn pflegen und lagern kannst?


Fazit – Dein Schild, dein Stil

Ein guter Ritterschild ist mehr als Requisite. Er ist Teil deiner Figur, deiner Haltung und deines Spiels. Ob du ihn selbst baust oder kaufst, ist zweitrangig – Hauptsache, er passt zu dir.
Mach dir Gedanken über Form, Gewicht, Wappen und Haptik. Nimm dir Zeit für Details. Und vor allem: Hab Spaß daran.

Wenn du dann im Sonnenlicht auf dem Feld stehst, mit deinem Schild im Arm und deinem Wappen auf der Brust, wirst du merken – das war jede Minute Arbeit wert.