Kienspan – das flackernde Licht vergangener Zeiten
Wenn du schon mal bei einem LARP oder Mittelalterlager am Feuer gesessen hast, kennst du diesen Moment: Der Rauch zieht über die Wiese, jemand hantiert mit Feuerstein und Stahl – und plötzlich fängt ein Stück Kienspan an zu brennen. Ein kleiner, harziger Span, der mit einem leisen Zischen aufflammt und diesen unverwechselbaren Duft verströmt. Kienspan – ein Begriff, der für viele nach Geschichte klingt, nach Handwerk, nach Leben ohne Strom.
Aber was genau ist eigentlich Kienspan? Wofür wurde er genutzt, warum ist er beim Lagerfeuer so praktisch – und wie kann man ihn selbst finden, herstellen oder richtig einsetzen? Genau darum soll es hier gehen.
Was ist ein Kienspan?
Ein Kienspan ist im Grunde nichts anderes als ein harzgetränktes Stück Holz – meistens aus Kiefer oder Fichte. Durch das Harz brennt es deutlich länger und heißer als normales Holz. Früher war das der wichtigste Lichtspender, bevor es Kerzen oder Lampen in jedem Haushalt gab.
Wenn man einen alten Kienspan anzündet, versteht man sofort, warum er über Jahrhunderte so geschätzt wurde: Er brennt hell, rußt ein wenig, knistert leise – und das Licht flackert so lebendig, dass es jeden Raum sofort in ein anderes Jahrhundert versetzt.
Die Geschichte des Kienspans
Im Mittelalter war Kienspan kein Luxus, sondern Alltag. Bauern, Handwerker und einfache Leute nutzten ihn zum Beleuchten der Stube oder der Werkbank. Der Kienspan wurde in einem einfachen Halter – oft ein Eisenstab mit einer Klemmvorrichtung – befestigt und angezündet. So entstand ein Licht, das mehrere Minuten, manchmal bis zu einer Viertelstunde brannte.
Man musste ständig neue Späne nachlegen, aber das war kein Problem, denn das Material war leicht zu beschaffen. Kiefernholz gab es fast überall, und das harzige Kernholz fiel ohnehin beim Spalten oder Fällen an.
Der Kienspan in der Symbolik des Mittelalters
Interessant ist auch, dass der Kienspan im Mittelalter oft eine symbolische Bedeutung hatte. Er galt als Sinnbild für Wissen und Erkenntnis – schließlich brachte er Licht in die Dunkelheit. In manchen Regionen wurde er bei religiösen Bräuchen verwendet oder als Schutzsymbol im Stall angezündet, um Unheil fernzuhalten.
Der Kienspan auf dem LARP oder Mittelaltermarkt
Warum Kienspan perfekt zum LARP passt
Wenn du dich auf einem LARP oder Mittelaltermarkt in Stimmung bringen willst, gibt es kaum etwas Besseres als Kienspan. Er ist authentisch, leicht zu transportieren und schafft eine Atmosphäre, die keine LED-Laterne der Welt hinbekommt. Das warme Licht, das Harz, der Geruch – all das versetzt dich direkt in eine andere Zeit.
Ich habe schon viele Abende erlebt, an denen ein paar Kienspäne ausreichten, um das Lager lebendig wirken zu lassen. Vor allem in der Dämmerung, wenn die Sonne untergeht und die Gespräche leiser werden, ist der Moment, in dem jemand einen Kienspan entzündet, fast magisch.
Der praktische Nutzen beim Lagerfeuer
Neben der Stimmung ist der Kienspan auch ein hervorragender Anzünder. Wenn du schon einmal versucht hast, ein Lagerfeuer mit feuchtem Holz in Gang zu bringen, weißt du, wie frustrierend das sein kann. Ein Stück Kienspan hilft dir, die Glut stabil zu bekommen. Das Harz entzündet sich schnell und hält die Flamme lange genug, um trockenes Holz zum Brennen zu bringen.
Wie du Kienspan selbst findest
Die Suche im Wald
Wenn du Kienspan selbst sammeln möchtest, brauchst du keine komplizierte Ausrüstung. Ein scharfes Messer oder eine kleine Axt reicht völlig aus. Achte auf alte, abgestorbene Kiefern oder auf Baumstümpfe, die schon eine Weile im Wald stehen.
Der Trick ist, das Kernholz zu finden, das mit Harz durchzogen ist. Es fühlt sich schwerer an als normales Holz, riecht intensiv nach Harz und glänzt leicht. Du erkennst gutes Kienspan-Holz oft schon am Geruch – dieser kräftige, fast süßliche Duft verrät dir sofort, dass du fündig geworden bist.
Vorsicht beim Sammeln
Aber Vorsicht: In manchen Regionen ist das Sammeln von Kienspan im Wald verboten oder nur mit Erlaubnis gestattet, vor allem in Naturschutzgebieten. Du solltest also immer darauf achten, keine lebenden Bäume zu verletzen und nur abgestorbenes Holz zu verwenden.
Ich persönlich finde oft Kienspan, wenn ich beim Wandern über alte Baumstümpfe stolpere. Wenn das Holz bricht und innen goldbraun glänzt, weiß ich: Das ist guter Stoff.
Kienspan herstellen – so geht’s
Schritt-für-Schritt-Anleitung
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Finde das richtige Holz: Am besten eignet sich Kiefer, alternativ Fichte.
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Suche harzreiches Kernholz: Es sollte schwer, klebrig und harzig riechend sein.
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Schneide dünne Späne: Etwa daumendick und 20–30 cm lang.
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Trockne die Späne: Lege sie an einen trockenen Ort, idealerweise einige Tage bis Wochen.
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Fertig ist dein Kienspan.
Manche schwören darauf, die Späne über dem Feuer leicht anzuwärmen, damit das Harz sich verteilt. Das ist Geschmackssache. Wichtig ist nur, dass das Holz wirklich trocken ist – sonst rußt es stark und brennt schlecht.
Wie du Kienspan richtig anzündest
Mit Feuerstein und Stahl
Wenn du es authentisch magst, versuch es mit Feuerstein und Stahl. Ein kleiner Funken reicht, um den Kienspan zum Glimmen zu bringen, vorausgesetzt, das Harz ist nah an der Oberfläche. Mit etwas Geduld entsteht eine stabile Flamme, die du dann auf andere Späne oder Zunder übertragen kannst.
Mit moderner Ausrüstung
Natürlich kannst du auch ein Feuerzeug oder Streichhölzer verwenden. Besonders bei LARPs ist aber der alte Weg oft schöner, weil er stimmungsvoller wirkt. Ich habe schon viele staunende Blicke gesehen, wenn jemand mit einem Schlagstein eine Flamme hervorbringt, die dann den Kienspan zum Leben erweckt.
Lagerung von Kienspan
Wenn du einmal Kienspan gesammelt hast, willst du ihn natürlich nicht gleich aufbrauchen. Lagere ihn trocken und luftig – am besten in einer Holzkiste oder einem Leinenbeutel. Achte darauf, dass keine Feuchtigkeit eindringt, sonst verliert das Holz seine Brennfähigkeit.
Ich habe mir angewöhnt, kleine Portionen für unterwegs mitzunehmen – ein paar Stücke reichen für ein Wochenende im Lager völlig aus. Der Rest bleibt zuhause in einer Kiste, trocken und duftend.
Der Geruch von Kienspan – ein Erlebnis für sich
Es gibt kaum etwas, das stärker mit Mittelalterstimmung verbunden ist als der Geruch von Kienspan. Dieses süßlich-harzige Aroma, das beim Brennen entsteht, ist unverwechselbar. Es erinnert an alte Werkstätten, an Schmieden und Tavernen.
Manche LARPer nutzen Kienspan sogar gezielt, um Geruchsstimmung zu erzeugen – zum Beispiel in Tavernen-Szenen oder bei nächtlichen Runden am Feuer. Ein Stück glimmender Kienspan reicht oft, um das ganze Lager in diese ganz eigene, ruhige Atmosphäre zu tauchen.
Kienspan im historischen Alltag
Lichtquelle und Werkzeug zugleich
Der Kienspan war in früheren Jahrhunderten nicht nur Lichtquelle, sondern auch Hilfsmittel im Alltag. Schmiede nutzten ihn, um Werkstücke zu begutachten. In Bauernhäusern diente er zum Beleuchten des Spinnrads oder beim Melken.
Es war üblich, dass die Familie abends um den Kienspan saß. Das Licht war schwach, aber ausreichend. Kinder lernten im Schein des Kienspans Lesen, Mütter nähten, Väter flickten Werkzeuge oder Schuhe.
Vom Kienspan zur Laterne
Mit der Zeit wurde der Kienspan durch Kerzen, Öllampen und später Gaslicht verdrängt. Aber noch bis ins 19. Jahrhundert hinein blieb er in abgelegenen Gegenden verbreitet. Sogar in manchen Bergwerken nutzte man Kienspäne, bevor sicherere Lampen entwickelt wurden.
Tipps für LARP und Mittelalterfans
Authentisch wirken ohne zu riskieren
Wenn du auf einem LARP authentisch mit Kienspan hantieren willst, denk an die Sicherheit. Halte immer einen kleinen Eimer Sand oder Wasser bereit, vor allem in Zelten oder bei trockener Witterung.
Ein guter Trick ist, die Kienspäne in einem Metallgefäß zu verwenden – so hast du Licht, ohne offene Flammen auf dem Boden. Es wirkt trotzdem echt, besonders, wenn du den Kienspan in kurzen Abständen wechselst.
Kienspan als Requisit
Manchmal geht es gar nicht ums Brennen. Ein paar Kienspäne am Gürtel oder in der Tasche sehen einfach gut aus. Sie machen ein Gewand glaubwürdiger, vor allem bei Charakteren wie Waldläufern, Jägern oder Handwerkern. Ich habe schon gesehen, wie ein einfacher Kienspan am Gürtel mehr zur Stimmung beitrug als jedes teure Accessoire.
Kienspan in verschiedenen Regionen
Interessant ist, dass der Begriff „Kienspan“ nicht überall gleich verwendet wird. In Süddeutschland spricht man oft vom „Kienholz“, im Norden vom „Fackelspan“. In Skandinavien kennt man ähnliche Materialien, dort heißen sie „tjärved“.
Der Gedanke dahinter ist überall gleich: Harzreiches Holz brennt besser. In manchen alten Haushaltsaufzeichnungen findet man sogar genaue Anleitungen, wie man Kienspan für den Wintervorrat sammelt – fast wie ein Rezept.
Warum Kienspan heute wieder beliebt ist
Zwischen Tradition und Abenteuerlust
Viele entdecken den Kienspan gerade wieder – nicht aus Notwendigkeit, sondern aus Freude am Ursprünglichen. Es gibt etwas Befriedigendes daran, mit einem Stück Holz Licht zu machen, ohne Strom, ohne Technik.
Beim LARP kommt noch der historische Aspekt dazu. Ein Kienspan passt perfekt zu jeder Darstellung, die sich am Mittelalter orientiert. Und ganz ehrlich: Das Flackern eines Kienspans ist schöner als jede Taschenlampe.
Der Unterschied zum modernen Anzünder
Klar, es gibt heute unzählige chemische Feueranzünder. Aber keiner riecht so, keiner sieht so aus, und keiner fühlt sich so echt an. Kienspan ist Natur pur – und du weißt genau, was du in der Hand hast.
Häufige Fehler beim Umgang mit Kienspan
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Zu feuchtes Holz: Brennt schlecht, rußt stark.
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Falsche Holzart: Nicht jedes harzige Holz eignet sich.
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Zu dicke Späne: Sie glimmen nur und fangen kein Feuer.
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Ungeeignete Lagerung: Feuchtigkeit zerstört das Harz.
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Offenes Feuer unbeaufsichtigt lassen: Immer dabeibleiben, gerade bei LARP-Events.
Ich habe viele dieser Fehler selbst gemacht, gerade am Anfang. Aber mit ein wenig Übung merkst du schnell, was funktioniert und was nicht.
Fazit – Warum Kienspan mehr als nur Brennmaterial ist
Wenn du dich für Geschichte, Handwerk oder das Mittelalter interessierst, führt kein Weg am Kienspan vorbei. Er ist ein Stück lebendige Vergangenheit – einfach, effektiv und voller Charakter.
Beim nächsten Lagerfeuer, egal ob im Wald oder auf dem LARP, probier es selbst aus. Der Moment, in dem der Kienspan aufflammt, ist wie ein kleiner Zeitsprung. Und du wirst merken: Dieses Licht, so einfach es ist, hat etwas Besonderes.