Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Mittelaltermarkt: Ich schlenderte durch Tuchstände, Holzsäulen, begann in alten Textilien zu wühlen und stutzte – die Frau neben mir trug einen langen Schlepprock, der in der Sonne lebte. Da dachte ich: „So ein Mittelalter Rock für Damen will ich auch.“
In diesem Ratgeber willst du erfahren, wie du den passenden Mittelalterrock für LARP oder Mittelaltermärkte findest. Ich führe dich durch Auswahl, Stoffe, Schnittführungen, Pflege und praktische Tipps aus meiner Erfahrung. Ich erzähle dir, worauf ich achte, wenn ich einen Rock kaufe oder nähe – und was du vermeiden solltest.
Warum ein spezieller Mittelalter Rock notwendig ist
Wenn du einfach einen langen Rock aus dem Kleiderschrank ziehst, wirkt das oft moderne oder unpassend. Ein Rock fürs Mittelalterkostüm muss sich in deine Entwürfe einfügen: er muss historisch inspiriert wirken, sich mit anderen Teilen kombinieren lassen und sich bequem bei Bewegung verhalten.
Bei LARPs bist du zu Fuß, kletterst, sitzt ans Lagerfeuer, gehst durch Schluchten – ein schlechter Stoff reisst, ein unpassender Schnitt schnürt ein. Auf Mittelaltermärkten willst du auffallen und stimmig aussehen; ein gut gewählter Rock kann dein Bild stark beeinflussen.
Was ist typisch bei einem Mittelalter Rock für Damen?
Stilrichtungen und historische Anleihen
Mittelaltermode war vielfältig – von schlichten Kleidern über Gewänder bis zu Teilen mit raffinierteren Verzierungen. Der Mittelalter Rock kann sich an folgenden Epochen orientieren:
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Frühmittelalter / Wikingerstil – eher robust, wenig Falten, einfache Tunnellösungen
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Hoch- bis Spätmittelalter – mehr Falten oder Passe, gelegentlich asymmetrische Schnitte
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Renaissance / frühneuzeitlich – Übergangsformen mit stärkerer Taillierung
Ich empfehle dir, zuerst zu überlegen: in welchem Stil willst du auftreten? In einem Rudel Wikinger beispielsweise passt ein einfacher, robuster Rock besser als ein verspieltes Modell.
Länge, Schnitt und Form
Ein Rock, der bis zum Boden reicht, wirkt majestätisch – aber er kann in unwegsamem Gelände hinderlich sein. Hüfthöhe ist unpassend, meist wirkt eine Länge bis zum Fußknöchel ideal.
Schnitte:
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Röcke mit Passe: oben schmal, weiter werdend – gute Alternative, wenn du Taille betonen willst
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Glockenröcke: in Volants geschnitten, viele Falten – Bewegung ist eingeschränkter
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Gerade Schnitte mit Schlitzen: modernerer Look, praktisch für Beinarbeit
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Überlappende Varianten / Wickelröcke: können flexibel in der Weite sein
In meiner ersten Eigenkreation wählte ich einen Rock mit Passe und vielen Kräuselungen – das sah toll aus beim Drehen, aber unterwegs blieb ich in Sträuchern hängen. Seitdem nehme ich oft auch Schlitze mit ein.
Stoffwahl: Was eignet sich wirklich
Der Stoff entscheidet oft über Aussehen, Tragegefühl und Haltbarkeit. Ich möchte dir die typischen Materialien erläutern und worauf du achten solltest:
Naturfaserstoffe
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Wolle
Vorteil: warm, gutes Fallverhalten, realistisch historisch.
Nachteil: kann schwer sein, bei Nässe zusätzliches Gewicht.
Mein Tipp: Eine mittlere Wolltuchqualität, etwa 280–350 g/m², ist ein guter Kompromiss. -
Leinen
Vorteil: luftig, angenehm bei Wärme, historischer Look.
Nachteil: knittert stark, muss oft gebügelt oder kräftig gedämpft werden.
Ich nutze Leinen für Sommerröcke oder für LARP im warmen Terrain. -
Baumwolle / Baumwollmischung
Vorteil: preiswert, pflegeleichter, viele Farben möglich.
Nachteil: bei reiner Baumwolle weniger historisch anmutend – oft zu glatt oder zu modern.
Ich rate: Mischung mit Leinen oder Leinenoptik hilft, den Eindruck zu halten. -
Kaschmir, Seide etc.
Eher selten geeignet wegen Kosten und Empfindlichkeit – manchmal für Akzente oder obere Lagen interessant.
Gewicht, Webung, Farben
Der Stoff sollte ein mittleres Gewicht haben – zu dünn wirkt billig, zu schwer wird unbequem. Eine dichte Webung verhindert Durchscheinen.
Farben: Erdtöne, gedämpfte Rottöne, Brauntöne, gedecktes Grün, Ocker – solche Farbtöne passen meist in das Mittelalterbild. Zu grell solltest du vermeiden, weil es oft auffällt. Wenn du Vintage-Farbtöne willst, kann das mit Stoffen in naturbelassenen Tönen gelingen.
Maße, Passform und Anpassungen
Kaum etwas ist frustrierender, als einen Rock zu tragen, der zwickt oder nach zehn Minuten spannt. Ich messe stets:
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Taille: dort, wo der Rock sitzen soll
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Hüfte: weiteste Stelle
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Länge: von Taille bis zum Boden (im richtigen Schuh)
Wenn du einen Rock bestellt – kontrolliere unbedingt Maße in Zentimetern, nicht nur Standardgrößen.
Anpassungen: Viele fertige Röcke lasse ich im Bund etwas weiter nähen oder mit Bändern versehen. Ein Gummizug im Rückenteil kann helfen, kleine Komfortzonen zu überbrücken.
Details, Verzierungen, Schnallen und Funktion
Ich liebe Details – aber sie sollten sinnvoll sein. Hier meine Erfahrung:
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Borten, bestickte Zierbänder: Kann Akzente setzen an Saum oder Passe
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Kordeln, Bänder, Schlaufen: Zum Fixieren von Schürzen, Tüchern oder Zubehör
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Schnallen, Haken: Praktisch, wenn du den Rock mehrfach übergreifst oder als Wickelversion gestaltest
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Schlitze oder Seitentaschen: Sehr nützlich – ich baue seitliche Schlitze in meine Röcke ein, so kannst du besser laufen oder weite Schritte machen (z. B. beim Lageraufbau).
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Futter: In kühleren Regionen nutze ich ein dünnes Futter – schont den äußeren Stoff, erhöht Tragekomfort.
Achte darauf, dass Verzierungen stabil angebracht sind – gerade bei Borten und Stickereien sollten sie in der Naht oder mit zusätzlicher Festigung angebracht sein.
Auswahlkriterien: Worauf du im Laden oder im Online-Shop achten solltest
Wenn du einen Mittelalterrock kaufst, achte auf diese Kriterien, die ich im Laufe meiner Besuche und Käufe schätzen gelernt habe:
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Nahtqualität: Saubere Nähte, keine offenen Fäden
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Symmetrie & Ausrichtung: Streifen oder Muster sollten gleichmäßig gesetzt sein
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Größenangaben in Zentimetern: vermeiden von „S/M/L ohne Maße“
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Bewegungsfreiheit / Proberad: Wenn möglich, teste beim Kauf das Gehen oder Drehen
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Maschinenwäsche oder Handwäsche: Stichproben von Herstelleranweisungen
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Rücken- oder Seitenöffnung: damit du bequem an- und ausziehen kannst
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Rückgaberecht: wichtig bei Online-Bestellungen, falls Passform nicht passt
Einmal hatte ich online einen Rock gekauft, der auf Bildern toll wirkte – aber der Bund war so eng, dass ich ihn nicht mal über die Hüfte bekam. Seitdem nehme ich immer extra Maß und schaue auf Rückgabemöglichkeiten.
Tipps aus der Praxis für LARP und Märkte
Bewegungsfreundlichkeit
Wenn ich ein Turnier oder eine Kampfszene mitspiele, will ich nicht dauernd aufpassen, dass mein Rock hängen bleibt. Deshalb:
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Ich nehme oft Schlitze an Vorder- und Rückseite – so kann ich Schritte machen, ohne die Form zu zerstören
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Ich verzichte auf extrem lange Schleppe bei aktiven Szenen
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Für Szenen mit Bewegung trage ich Unterröcke aus leichter Baumwolle – sie schützen den Rock und beugen Reibung vor
Wetter und Umwelt
Auf Märkten oder im Freien kann Wetter schnell umschlagen. Ich plane:
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Einen Rock aus robustem Stoff für Regen – damit der Stoff nicht sofort durchnässt
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Eine dunkle Unterschicht bei hellem Stoff, damit nichts durchscheint
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Dreckfänge: Bei schlammigem Boden setze ich unten eine unauffällige Borte, die ich leicht abschneiden kann, falls sie zu stark schmutzt
Pflege unterwegs
Ich habe ein Mini-Reparatur-Set dabei: Nähnadeln, Garn passend zur Farbe des Rocks, Sicherheitsnadeln. Oft reicht eine schnelle Ausbesserung, statt den Rock bei Regen oder Kampf zu ruinieren.
Kombination mit Kleidung
Der Rock ist selten allein. Ich kombiniere ihn mit:
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Korsetts oder Wams
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Schürzen oder Gürtel mit Zubehör
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Leggings oder Hosen darunter, wenn du mehr Beweglichkeit willst (bei kaltem Wetter)
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Oberteil mit passenden Farben oder Stoffen
Einmal wirkte mein Rock zu „schwer“ gegen mein schlichtes Leinenhemd – ich zog eine farblich abgestimmte Stola darüber, und plötzlich wirkte das Bild stimmiger.
DIY: Deinen eigenen Mittelalter Rock nähen
Wenn du gern selbst nähst, gebe ich dir gern meine Schritte:
Planung und Schnitt
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Entscheide dich zuerst für Länge, Schnitt (mit Passe, Glocke, Schlitzen…)
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Lege deine Maße auf Millimeterpapier, oder nutze vorhandene Schnittmuster als Vorlage
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Überlege, wie viele Stoffbahnen nötig sind – bei Volants oder Teilungsnähten plane Stoffreserve
Zuschnitt
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Achte auf Fadenrichtung – bei Kräuselungen nimm Querfaden oder leichteres Weben
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Schneide mit scharfer Schneide – Fransen vermeiden
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Wenn Muster vorhanden sind, achte auf passgenaues Anordnen (z. B. Streifen ausrichten)
Zusammennähen
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Beginne mit Seitennähten
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Baue ggf. Passe ein oder nähe Kräuselung
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Nähe Schlitze oder Taschen erst danach ein
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Nähe Bund oder Gurt – ich bevorzuge einen Beleg und darin eine Möglichkeit, später anzupassen
Verzierungen & abschließende Schritte
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Borten, Stickereien, Zierbänder an Saum oder Mittelteil
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Sicherheitfäden oder Nahtversiegelung an beanspruchten Stellen
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Bügeln oder dämpfen – besonders bei Leinen
Ich erinnere mich: bei meinem ersten Rock vergaß ich die Kräuselfäden zu sichern – beim ersten Markttag zogen sie sich durch den Stoff. Seither fixiere ich sie mit einem dünnen Garn vor dem Kräuseln.
Fehler, die ich gemacht habe – und wie du sie vermeidest
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Zu enge Taschen: Ich nähte kleine Taschen, die kaum etwas fassten – lerne von mir: mach sie großzügig.
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Schwerer Stoff ohne Futter: Der Rock hing schlaff – besser: Leinen innen oder leichtes Futter.
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Zu viele Verzierungen: Wenn du jede Kante bestickst, wirkt es schnell überladen – Weniger ist oft kräftiger.
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Keine Rückenmöglichkeit: Ich musste jemanden bitten, mir beim Ausziehen zu helfen – daher: Öffnung am Rücken oder Seite einplanen.
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Falsche Farbe zur Haut oder zum Oberteil: Ein grelles Rosa passte gar nicht — teste Stoffproben neben deinem Hemd, bevor du bestellst.
Pflege und Lagerung
Damit dein Mittelalter Rock lange lebt, achte auf:
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Waschen nach Anleitung: Handwäsche bei empfindlichen Stoffen
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Schonendes Trocknen: Hängend, nicht im Trockner
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Bügeln / Dämpfen vor dem Markt: Am Abend vorher, damit der Rock präsentabel ist
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Lagern mit ausreichend Luft: Falten vermeiden, ggf. mit Stoffbändern aufhängen
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Reparatur bei Kleinschäden sofort: Kleine Löcher, aufgegangene Nähte – besser direkt nähen
Ich packe Röcke oft in Baumwollhüllen, um Staub fernzuhalten.
Beispiel aus der Praxis: Mein Begleiter-Rock
Vor Jahren wollte ich einen Rock für ein Wikingerausflug. Ich wählte Wollstoff, Länge bis zum Knöchel, mit zwei Schlitzen vorne. Der Bund war mit Stoffstreifen so gestaltet, dass ich ihn einstellen konnte. Ich stickte eine dezente Bordüre unten – nichts Aufdringliches.
Auf dem Markt war ich überrascht: Viele sahen den Rock, fühlten das Material, fragten nach Herkunft. Ich bekam Komplimente – aber wichtiger: Ich konnte mich frei bewegen, ohne Hängenbleiben in Ästen. Dieser Rock begleitete mich über Jahre hinweg, mit kleinen Reparaturen, und ich schätze jedes Loch, das ich damit nähen musste – denn sie erzählen Geschichten.
Checkliste: So findest du deinen perfekten Mittelalter Rock
Kriterium | Empfehlung | Warum wichtig |
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Stoffart | Wolle, Leinen, Baumwollmischung | Ausgewogen zwischen Aussehen und Tragekomfort |
Gewicht / Dichte | Mittel | Gut fallend, nicht durchsichtig |
Länge | Bis Fußknöchel oder mit Schlitzen | Bewegungsfreiheit + optisch stimmig |
Schnitt | Passe, Glocke, Wickel oder Schlitze | passend zu deinem Stil und Nutzung |
Öffnung | Rücken-, Seiten- oder Wickelöffnung | bequemes An- und Ausziehen |
Verzierungen | dezent, sinnvoll platziert | Akzente, kein Überladen |
Anpassungsmöglichkeit | Bänder, Gummizug, Nahtreserve | für individuelle Passform |
Pflegehinweise | Handwäsche, Schonbehandlung | damit der Rock lange hält |
Reparatur-Set | Nähnadeln, Garn, stärkere Nahtstellen | unterwegs kleine Schäden beheben |
Wenn du beim Kauf oder Nähen alle diese Punkte beachtest – dein Rock wird überzeugend wirken.
Fazit
Ein guter Mittelalter Rock für Damen ist kein Zufallsprodukt. Er entsteht durch Auswahl des Stoffes, ein wohldurchdachtes Design, aufmerksame Verarbeitung und praktische Details. Durch meine Erfahrungen weiß ich: Es lohnt sich, genau hinzusehen, Fehler zu vermeiden und Raum für Anpassungen zu lassen.
Wenn du losgehst auf Märkte, zu LARPs oder einfach nur Kostümbilder machst – mit einem durchdachten Rock fühlst du dich nicht nur authentischer, sondern auch freier in Bewegung.