Die Faszination der mittelalterlichen Kopfbedeckung
Wenn du dich schon einmal auf einem Mittelaltermarkt umgesehen hast, ist dir sicher aufgefallen, dass kaum jemand dort mit unbedecktem Kopf herumläuft. Die Mittelalter Kopfbedeckung war im Alltag so selbstverständlich wie Schuhe oder Gürtel. Ganz gleich ob Frau oder Mann – der Kopf wurde fast immer bedeckt. Und das hatte viele Gründe, von praktisch bis symbolisch.
Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Marktbesuch. Ich trug ein schlichtes Leinenkleid, aber keinen Hut. Nach einer Stunde hatte ich Sonnenbrand auf der Stirn, und eine ältere Gewandte lächelte und sagte: „Kind, im Mittelalter hätte man dich so nicht rausgelassen!“ Seitdem weiß ich: Eine gute Kopfbedeckung ist nicht nur Dekoration, sie gehört einfach dazu.
Warum Kopfbedeckungen im Mittelalter so wichtig waren
Damals war ein unbedeckter Kopf fast ein Tabu. Frauen, vor allem verheiratete, galten mit offenem Haar als unsittlich. Männer trugen Hüte, Hauben oder Kapuzen, um sich vor Sonne, Regen und Staub zu schützen. Kleidung zeigte auch Rang und Beruf – und der Kopf spielte dabei eine zentrale Rolle.
Wenn du dich also heute einkleidest, lohnt es sich, darüber nachzudenken, was deine Kopfbedeckung „erzählt“. Sie kann dich als Edelfrau, einfache Magd, reisenden Händler oder Handwerker kennzeichnen. Und sie sorgt dafür, dass deine Darstellung authentisch wirkt.
Aber es ging nicht nur um Anstand oder Status. Kopfbedeckungen hatten auch praktische Vorteile. Sie hielten den Kopf warm, schützten das Haar vor Ruß und Schmutz, hielten Insekten fern und sorgten dafür, dass Schweiß nicht ins Gesicht lief. All das war im Alltag wichtig – besonders, wenn man unter freiem Himmel arbeitete.
Materialien: was damals verwendet wurde – und was heute gut funktioniert
Im Mittelalter nutzte man, was man hatte. Teure Stoffe waren selten und den Wohlhabenden vorbehalten.
Leinen – der Alleskönner
Leinen war weit verbreitet. Es ist atmungsaktiv, saugfähig und angenehm auf der Haut. Eine einfache Leinenhaube trägt sich leicht, auch wenn du den ganzen Tag auf einem Markt unterwegs bist. Sie lässt sich gut waschen und trocknet schnell – praktisch, wenn du viel unterwegs bist.
Wolle – der Schutz gegen Wind und Kälte
Für kühle Tage war Wolle die erste Wahl. Besonders Gugeln, also kapuzenartige Kopfbedeckungen, bestanden fast immer aus Wollstoff. Ich schwöre selbst auf eine aus grauer, dichter Wolle – sie hält warm und sieht robust aus.
Filz, Baumwolle und Seide
Filz wurde oft für Hüte verwendet, weil er formstabil ist. Baumwolle war im europäischen Mittelalter zwar bekannt, aber selten und teuer. In der heutigen Darstellung ist sie beliebt, weil sie pflegeleicht ist.
Für Adlige oder reiche Bürger kamen feinere Stoffe zum Einsatz: Seide, Samt oder Brokat – oft in leuchtenden Farben und mit Stickereien oder Schmuckelementen.
Wenn du also ein authentisches, aber bequemes Outfit möchtest, nimm Leinen oder Wolle. Wenn du etwas Edleres darstellen willst, kannst du mit feinen Stoffen experimentieren.
Kopfbedeckungen für Männer
Männer hatten im Mittelalter eine beeindruckende Auswahl – vom einfachen Handwerker bis zum Ritter oder Kaufmann.
Die Bundhaube – schlicht, praktisch, zuverlässig
Die Bundhaube (oder Coif) war allgegenwärtig. Ein eng anliegendes Stück Stoff, das den Kopf umschloss und unter dem Kinn gebunden wurde. Viele Männer trugen sie auch unter dem Helm.
Ich habe eine aus Leinen, die ich unter meinem Hut trage – sie verhindert, dass der Hut verrutscht, und saugt Schweiß auf. Auf einem heißen Sommertag Gold wert.
Die Gugel – Kapuze und Schal in einem
Die Gugel ist so etwas wie das Schweizer Taschenmesser der mittelalterlichen Kopfbedeckungen. Sie bedeckt Kopf, Nacken und Schultern. Besonders beliebt war sie im 14. Jahrhundert.
Ich habe auf einem Wintermarkt in einer dicken Wollgugel gestanden, während um mich herum alle froren. Mein Hals blieb warm, mein Kopf trocken – und sie sah auch noch gut aus. Manche trugen die Gugel auch mit dem Zipfel (dem sogenannten „liripipe“) lässig über die Schulter geworfen – das war fast schon Mode.
Hüte und Baretts – Zeichen von Rang und Stil
Wohlhabendere Männer trugen Hüte aus Filz oder Stoff, manchmal mit breiter Krempe oder Feder. Ein Barett war besonders im Spätmittelalter beliebt – rund, weich und oft in Falten gelegt.
Wenn du einen Händler oder Gelehrten darstellst, passt so ein Hut perfekt. Für einfache Stände wirken Strohhüte oder schlichte Wollhüte authentischer.
Kopfbedeckungen für Frauen
Bei Frauen war die Bandbreite noch größer – und oft auch strenger geregelt.
Die Haube – das tägliche Muss
Fast jede Frau trug eine Haube. Sie hielt das Haar sauber, schützte es und signalisierte Anstand. Besonders verheiratete Frauen zeigten so, dass sie sittsam lebten.
Ich habe mir mal eine einfache Leinenhaube genäht – sie war so bequem, dass ich sie fast den ganzen Tag trug. Mit einem Schleier darüber wirkt sie gleich feierlicher.
Schleier und Gebende
Der Schleier war das wohl weiblichste Kopftuch der damaligen Zeit. Oft wurde er über eine Haube gelegt und mit einem Band (dem sogenannten Gebende) unter dem Kinn befestigt.
In manchen Regionen galt das Gebende als Pflicht für verheiratete Frauen. Es rahmte das Gesicht ein und gab Halt. Ich mag, wie es die Gesichtszüge betont – es wirkt ruhig und anmutig.
Haarnetze, Kruseler und Hörnerhauben
Im Spätmittelalter wurde die Mode aufwendiger. Reiche Frauen trugen kunstvolle Haarnetze, oft aus Gold- oder Silberfäden. Andere banden Schleier in Falten – das nannte man „Kruseler“.
Ein echter Blickfang war die Hörnerhaube: zwei gebogene Aufsätze an den Seiten des Kopfes, darüber meist ein Schleier. Wer so etwas trägt, wird garantiert gesehen – aber ich sag’s gleich: Setz dich damit besser nicht in ein kleines Zelt, sonst bleibst du stecken.
Der Hennin – das hohe Kegelhütchen
Das wohl berühmteste Stück ist der Hennin – dieser hohe, spitze Hut mit Schleier, wie man ihn von Illustrationen kennt. Er kam im 15. Jahrhundert in Mode, hauptsächlich bei Hofdamen.
Er wirkt eindrucksvoll, aber man muss damit umgehen können. Ich habe einmal versucht, damit durch eine Tür zu gehen – sagen wir so, das war lehrreich.
Was deine Kopfbedeckung über dich erzählt
Im Mittelalter war Kleidung nie zufällig. Jeder Stoff, jede Farbe, jedes Detail konnte eine Bedeutung haben.
Ein Tuch aus grobem Leinen? Wahrscheinlich eine Bäuerin oder Magd. Ein Hut mit farbiger Krempe? Vielleicht ein reisender Händler. Ein Hennin aus Seide? Ganz klar eine Dame von Rang.
Wenn du dich heute einkleidest, überlege dir: Wer willst du sein? Welche Geschichte erzählst du mit deinem Kostüm? Deine Kopfbedeckung ist dafür der einfachste, aber wirkungsvollste Weg.
Wie du die richtige Kopfbedeckung findest
Ein häufiger Fehler bei Anfängern ist, einfach etwas zu kaufen, das „irgendwie mittelalterlich“ aussieht. Besser ist es, sich vorher zu fragen:
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Welche Epoche willst du darstellen?
Frühmittelalter, Hochmittelalter oder Spätmittelalter – jede Zeit hatte ihre eigene Mode. -
Welche soziale Schicht?
Bauern trugen anders als Bürger oder Adlige. -
Wo spielst du deine Rolle?
Innen, außen, im Sommer oder Winter?
Wenn du diese Fragen klärst, findest du schnell das Richtige. Und bitte: Achte auf den Sitz! Nichts sieht unhistorischer aus als eine Kopfbedeckung, die ständig verrutscht.
Meine Tipps aus Erfahrung
Ich habe über die Jahre etliche Kopfbedeckungen ausprobiert – manche perfekt, andere eine Katastrophe. Hier sind meine wichtigsten Erkenntnisse:
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Mach sie nicht zu eng. Zu straff gebunden sieht nicht nur seltsam aus, es ist auch unbequem.
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Teste sie bei Bewegung. Wenn du tanzt oder dich bückst, sollte alles an Ort und Stelle bleiben.
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Verzichte auf moderne Stoffe. Polyester glänzt falsch. Selbst wenn’s praktisch ist – man sieht’s.
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Achte auf Farbe und Kombination. Ein knallroter Hut über einem schlichten Bauerngewand wirkt unlogisch.
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Fixiere Schleier und Tücher. Haarnadeln oder Bänder sind Pflicht, sonst rutscht alles.
Und der wichtigste Rat: Trage sie ein paar Stunden, bevor du sie auf einem Markt vorführst. So merkst du, wo sie drückt oder rutscht.
So pflegst du deine Kopfbedeckung richtig
Klingt banal, aber viele ruinieren ihr gutes Stück durch falsche Pflege. Wolle nie heiß waschen, sonst schrumpft sie. Leinen kannst du waschen, aber bügle es leicht feucht. Verzierungen – etwa Perlen oder Stickereien – lieber per Hand reinigen.
Ich lagere meine Stücke einzeln, in Baumwolltüchern eingeschlagen. So bleibt die Form erhalten und es riecht auch nach Monaten noch angenehm neutral.
Kleine Details mit großer Wirkung
Manchmal reicht schon ein Band oder eine Stickerei, um eine Kopfbedeckung aufzuwerten. Ein schmaler Saum aus farbiger Wolle, ein kleines Zierband oder ein gesticktes Muster an der Kante – das macht einen Unterschied.
Aber übertreibe es nicht. Im Mittelalter war Aufwand teuer. Eine einfache, sauber genähte Haube wirkt oft überzeugender als ein überladenes Stück mit Kunstperlen.
Kopfbedeckungen selbst herstellen – ein einfacher Einstieg
Wenn du ein bisschen nähen kannst, kannst du dir leicht selbst eine Haube oder Gugel machen. Ich beschreibe kurz, wie ich es mache:
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Miss deinen Kopfumfang – dort, wo das Stück später sitzt.
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Zeichne ein grobes Schnittmuster auf Papier.
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Übertrage den Schnitt auf den Stoff und füge 1–2 cm Nahtzugabe hinzu.
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Nähe zuerst mit großen Stichen, probiere das Stück an und passe die Form an.
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Wenn alles sitzt, nähe sauber nach und versäubere die Ränder.
Beim ersten Mal dauert es vielleicht ein paar Stunden, aber das Ergebnis lohnt sich. Eine selbstgenähte Haube sitzt meist besser als jede gekaufte.
Typische Fehler, die du vermeiden solltest
Ich habe viele davon selbst gemacht – hier meine Liste:
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Stoffe aus dem falschen Zeitalter (z. B. Polyester oder Jeansstoff).
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Zu moderne Formen – Baseballkappen-ähnliche Hüte sieht man leider oft.
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Zu auffällige Farben – Pink gab es damals so nicht.
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Schleier ohne Halt – ein Windstoß, und alles ist futsch.
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Hüte ohne Unterhaube – sie verrutschen schnell.
Mach’s besser: Recherchiere kurz, probiere verschiedene Varianten aus und höre auf dein Gefühl. Wenn du dich wohlfühlst, sieht es meist auch gut aus.
Die Wirkung auf einem Markt oder Event
Ich habe oft beobachtet, dass Besucher zuerst auf den Kopf schauen. Eine passende Kopfbedeckung verändert die ganze Ausstrahlung. Selbst eine einfache Leinenhaube kann ein schlichtes Kleid komplett verändern.
Viele denken, der Aufwand lohnt sich nicht – aber glaub mir: Ohne Kopfbedeckung fehlt etwas. Dein Outfit wirkt unvollständig, egal wie schön das Kleid oder der Wams ist.
Inspiration aus verschiedenen Regionen
Auch innerhalb Europas gab es Unterschiede. In England sah man viele eng anliegende Hauben, in Frankreich kamen die extravaganten Formen früher auf. In Deutschland blieben Gugeln und Tücher lange beliebt.
Wenn du eine bestimmte Region darstellen willst, lohnt sich ein Blick in zeitgenössische Abbildungen – Fresken, Miniaturen oder Skulpturen zeigen erstaunlich genau, was getragen wurde.
Warum Authentizität und Komfort zusammenpassen können
Viele fürchten, dass historische Genauigkeit unbequem ist. Stimmt nicht. Eine gut genähte Kopfbedeckung aus natürlichen Stoffen ist oft angenehmer als jede moderne Mütze. Sie atmet, sie kratzt nicht, sie hält warm oder kühl – je nach Material.
Ich trage im Sommer lieber meine Leinenhaube als jede Baseballkappe. Und im Winter schützt mich meine Wollgugel besser als so mancher Schal.
Fazit: Ohne Mittelalter Kopfbedeckung fehlt etwas
Wenn du dich fürs Mittelalter begeisterst, kommst du um das Thema Kopfbedeckung nicht herum. Ob du eine einfache Magd darstellst, einen reisenden Handwerker oder eine Dame am Hof – der Kopf verrät mehr über deine Figur, als du denkst.
Eine Mittelalter Kopfbedeckung ist kein Accessoire, sondern ein zentrales Element deiner Darstellung. Sie erzählt Geschichte, zeigt Status, schützt dich und rundet dein Gewand ab.
Nimm dir Zeit, probiere aus, näh dir vielleicht sogar selbst eine. Und wenn du das nächste Mal auf einem Markt unterwegs bist, wirst du merken: Mit der richtigen Kopfbedeckung fühlst du dich nicht verkleidet – du fühlst dich angekommen.