Mittelalter Hose

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem ich meine erste Mittelalter Hose anprobierte – sie saß straff, fühlte sich fremd an, aber zugleich auch aufregend. Wenn du gerade dabei bist, dir eine passende Hose für das Mittelalter-LARP oder für ein historisches Kostüm zuzulegen – dieser Text soll dir helfen. Ich teile meine Erfahrungen, erkläre wichtige Details und gebe Tipps, die ich selbst gesammelt habe. Du bekommst hier eine Art Werkzeugkasten zum Auswählen, Anpassen und Pflegen deiner Mittelalter Hose.


Warum eine gute Mittelalter Hose wichtig ist

Nicht selten unterschätzen Leute die Rolle der Hose in einem Mittelalter-Kostüm. Oberteile, Umhänge, Schwerter – das fällt allen sofort ins Auge. Aber wenn die Hose zwickt, falsch sitzt oder aus dem falschen Material besteht, wirkt das Gesamtbild brüchig. Ich habe das einmal erlebt: ich war auf einem Markt, trug eine billige Baumwollhose, und jeder Windhauch hat sie verrutschen lassen. Das fiel allen auf – inklusive mir.

Eine solide Mittelalter Hose muss sitzen, darf dich beim Laufen oder Kämpfen nicht stören und sie sollte zum Stil der Epoche passen, die du darstellst. Wenn sie reißt oder du dich unwohl fühlst, stört das den Flow. Deshalb investiere ich lieber ein bisschen mehr Zeit in Auswahl und Anpassung als später ständig zu improvisieren.


Grundlagen: Stoff, Schnitt und Stil

Beim Kauf oder Selbstnähen solltest du drei Hauptaspekte im Blick behalten:

  • Das Material

  • Der Schnitt

  • Der Stil (Epoche, Region, Funktion)

Ich gehe zuerst auf das Material ein.

Material: worauf du achten solltest

Aus meiner Erfahrung taugen Stoffe, die zu modern wirken, nicht für ein stimmiges Bild. Hier meine Gedanken:

  • Wolle: Ideal für kühle Tage. Sie isoliert gut und lässt sich bei Regen teilweise auffrischen. Achte darauf, dass sie nicht zu dick ist (sonst wird sie zu sperrig) und dass man sie mit einem rustikalen Look belassen kann (uneingefärbt oder leicht meliert).

  • Leinen / Mischgewebe mit Leinen: Für wärmere Tage besser geeignet. Luftig, etwas rau im Griff, wirkt historisch. Ein reines Leinen kann etwas gegenschlaffen wirken, darum oft mit etwas Baumwolle gemischt.

  • Baumwolle: Nutze ich selbst oft für Training oder als günstige Variante. Aber reine Baumwolle sieht bei genauer Betrachtung oft zu „neu“ aus – wie eine moderne Jeans. Wenn du Baumwolle wählst, versuche sie mit Alterung oder Färbung zu behandeln.

  • Stoffgewicht: Nicht zu dünn, sonst wird deine Hose durchsichtig im Sonnenlicht oder verschleißt schnell. Aber auch nicht zu schwer – sonst hinderst du deine Beweglichkeit.

Wenn du eine Hose kaufst: Fühle den Stoff an. Lege ihn gegen Licht. Schau, ob er dicht webt und wie er fällt. Ich halte ihn manchmal gegen eine helle Lichtquelle – wenn ich Schatten der Rückseite sehe, ist er zu dünn für aktiven Einsatz.

Schnitt: eng, gerade, ausgestellt?

Der Schnitt beeinflusst, wie bequem du dich bewegst:

  • Eng geschnittene Hosen: Für ein elegantes Erscheinungsbild, oft bei Städten oder wohlhabenderen Darstellungen. Aber beim Laufen oder Sitzen können sie drücken.

  • Gerade geschnittene Hosen: Ein ausgewogener Mittelweg, angenehm zu tragen, bietet Bewegungsfreiheit.

  • Mit ausgestelltem Bein: Für bestimmte Epochen oder modische Akzente. Ich selbst hatte mal so eine Hose mit leicht gebogener Beinlinie – sah spektakulär aus bei Lichteinfall, aber beim schnellen Wechseln oder Kämpfen war sie hinderlich.

Außerdem solltest du überlegen: mit oder ohne Fußstümpfe (zum Stecken in Stiefel)? Mit zusätzlichem Latz? Taschenteile? Beinfalten? All das gibt deinem Charakter Persönlichkeit – und beeinflusst den Schnitt.

Stil und Epoche: was passt zu deinem Szenario?

Wenn du ein Reenactor-Projekt oder LARP-Spiel mit historischer Orientierung hast, achte darauf, zu welcher Zeit du gehören willst. Eine Hose aus dem 13. Jahrhundert unterscheidet sich vom Stil des 15. Jahrhunderts. Manche Gruppen achten stark darauf. Andere tolerieren gemischte Stile. Du kannst durchaus kreativ sein – aber mit Offenheit gegenüber der Formensprache der Woche.

Frag dich: Trage ich eine Hose für einen einfachen Bauern? Oder für einen Städter, Händler, Krieger? Meine erste Mittelalter Hose war für einen kleinen Stadtbewohner, ganz schlicht geschnitten. Später habe ich eine zweite angeschafft mit Verzierungen und einem etwas ausgefalleneren Schnitt, um meine Rolle als wandernder Händler oder „halb edler“ Charakter zu unterstreichen.


Die richtige Größe finden

Selbst mit einem schönen Stoff und passendem Schnitt wird deine Mittelalter Hose nutzlos, wenn sie nicht passt. Hier meine Tipps aus eigener Erfahrung:

Maßnehmen: Hüfte, Bund, Innenbein, Schritt

Du brauchst ein paar Maße:

  • Bundweite (nicht tailliert, sondern dort, wo die Hose sitzen soll)

  • Hüftweite

  • Innenbeinlänge (vom Schritt bis zum Knöchel oder gewünschter Saum)

  • Schrittlänge / Schrittnaht (der Abstand zwischen Vorder- und Rückteil im Schritt)

Ich messe das alles mit einem flexiblen Maßband – und ziehe lieber 1 cm Spiel zu jeder Seite hinzu, denn etwas locker ist besser als zu eng.

Wenn du eine Hose kaufst, vergleiche deine Maße mit der Größentabelle. Ich hatte einmal bei einem Onlinehändler eine Hose bestellt, die laut Tabelle gepasst hätte – aber der Schritt war zu niedrig und ich konnte kaum gehen. Bau also eine Toleranz ein.

Anprobe: Beweglichkeit prüfen

Beim Anprobieren habe ich folgende Tests gemacht:

  • Bücken: Geht der Bund mit?

  • Breites Ausfallschritt nach vorne und seitlich: Spürt man Zugpunkte?

  • Setzen: Sitzt der Stoff glatt oder spannt er?

Wenn du merkst, dass beim Sitzen das Gesäß zu schmal wirkt oder beim Schritt der Stoff spannt, ist das ein Zeichen, dass etwas geändert werden sollte.

Anpassung: Nacharbeiten mit Nähten oder Wechsel von Bindebändern

Ich habe bei meiner ersten Hose im Bund innen Gummiband eingenäht – unsichtbar, aber fühlbar. Bei einer anderen habe ich schmale Bindebänder innen angebracht, mit denen ich die Bundweite variieren kann (praktisch, wenn du über oder unter der Hose einen Gürtel trägst). Bei Bedarf ändere ich auch Nähte – ich nähe sie etwas weiter oder enger, gemäß dem Sitzgefühl.


Stil-Details, die den Unterschied machen

Eine Hose ist nicht nur Stoff und Naht. Die Details bringen Leben. Hier kommen meine Lieblingstipps:

Nahtverarbeitung und sichtbare Nähte

Du kannst Nähte bewusst sichtbar lassen – eine dunkel gefärbte Naht auf naturfarbigem Stoff etwa. Oder verstärke oft beanspruchte Bereiche wie Schritt, Bund, Knie mit extra Stoff oder Ziernaht. Ich habe einmal eine Hose mit Zwickel im Schritt genäht – das hilft bei Bewegungen und vermeidet schnelle Abnutzung.

Beinmündungen: gerade, gesäumt, gebunden

Beinenden wirken stark auf den Stil:

  • Gerader Saum: schlicht, funktional

  • Umgeschlagener Saum: rustikal, robust

  • Mit Bindebändern am Knöchel: praktisch, kann Hose im Stiefel fixieren

  • Lockerer Schnitt mit zusätzlichem Faltenwurf: dekorativ

Ich bevorzuge in vielen Situationen Bindebänder, weil ich meine Hose gerne auch mal hochziehen kann, ohne dass der Stoff schlaff wirkt.

Taschen, Beintaschen, Ziernähte

Im echten Mittelalter waren große aufgesetzte Taschen oft unüblich – man trug Beutel oder Gürtelbeutel. Aber beim LARP brauchst du Stauraum. Hier ist mein Kompromiss: Ich lasse innen kleine Taschen einnähen, die kaum sichtbar sind, aber praktisch für Schlüssel, Münzen oder Telefon. Außen nur kleine Schlaufen oder diskrete Taschenbeutel.

Achte auf: die Taschen dürfen nicht die Silhouette der Hose zerstören. Ich habe eine Hose, bei der eine aufgesetzte Tasche schief hing – fällt sofort auf.

Farbwahl und Alterung

Ein kräftiges Leinenweiß oder Naturton wirkt gut, aber oft zu „sauber“. Ein Trick, den ich benutze: Stoff leicht mit Kaffee oder Tee waschen (in einem gesonderten Behälter) und so eine Patina erzielen. Dabei achte ich, dass die Hose gleichmäßig gefärbt wird. Schatten und helle Bereiche dürfen bleiben – das vermittelt realistische Abnutzung.

Vermeide knallige moderne Farben – sie fallen zu stark ins Auge.


Einsatzbereiche: von Alltag bis Kampfszene

Die Anforderungen an deine Mittelalter Hose ändern sich je nachdem, wofür du sie brauchst. Ich unterscheide drei Hauptbereiche: Alltag / Markt, Reenactment / Präsentation, Kampfarena / Schaukampf.

Alltag / Markt

Hier willst du bequem sein. Langes Stehen, Gehen, kleine Arbeiten wie etwas Tragen oder Essen – da darf die Hose nicht drücken. Ich nutze für solche Situationen oft eine unkomplizierte Hose ohne funktionsbelastete Verstärkungen, aber mit etwas Bewegungsfreiheit.

Reenactment / Präsentation

Wenn du im Kostüm präsent bist, wird oft genauer hingeschaut. Dann sind saubere Nähte, überzeugender Stoff, Details wie passende Nahtverzierungen und gut sitzende Beinabschlüsse gefragt. Ich sah einen Mittelaltermarkt, bei dem ein Besucher an einer Hose eine moderne Jeansnaht entdeckte – das brachte sofort Diskussionen in der Gruppe.

In solchen Fällen trage ich oft zwei Hosen: eine Alltags-Variante zum Arbeiten und eine repräsentativere, wenn Besucher da sind.

Kampfarena / Schaukampf

Der härteste Einsatz: du bewegst dich schnell, rutschst, kniest, hebst Waffen. Deine Hose muss reißfest sein und darf nirgends spannen. Ich habe eine Hose mit extra Schritt-Zwickeln, doppeltem Stoff über dem Oberschenkel und verstärktem Bund – sie hat mehrere Schlachten überstanden. Wichtig ist: keine langen überflüssigen Stoffteile, die sich in Rüstungsteilen verhaken könnten.

Wenn ich vorbereitet bin, trage ich unter meiner schönen Hose eine schlichte Kampfhose, die ich eher als Unterhose benutze, und überziehe nur bei Präsentation die dekorative Variante.


DIY: Deine eigene Mittelalter Hose nähen

Wenn du nähen willst – und ich rate dir, zumindest eine einfache Variante selbst zu machen – hier mein Leitfaden:

Schnittmuster finden oder selbst anpassen

Ob du ein fertiges Schnittmuster nutzt oder selbst zeichnest: Achte darauf, dass der Schnitt adapta­tionsfähig ist. Ich habe oft einen Basisschnitt für eine gerade Hose und passe für mich solche Details an wie Bundhöhe oder Beinform. Kopiere alte historische Vorlagen und messe an Abbildungen oder Überresten.

Stoffwahl und Zuschnitt

Kaufe ausreichend Stoff – bei unschätzbarer Varianz lieber 10–20 % mehr. Beim Zuschnitt: Achte auf Fadenlauf – gerade – und markiere für vorn / hinten die Teile. Ich lege zuerst eine Probemontage aus billigem Stoff, um zu testen, bevor ich den richtigen Stoff anschneide.

Nähen Schritt für Schritt

  1. Vorder- und Hinterteile zusammennähen, Seiten- und Innennaht.

  2. Zwickel oder Keile im Schritt einsetzen, wenn der Schnitt es vorsieht.

  3. Bund anbringen – innerer Bund, evtl. mit Gurtband oder Stofflage verstärken.

  4. Beinenden versäubern / Säumen / Binden.

  5. Feinanpassung durch Probetragen und Anpassung der Nahtzugabe.

Wenn etwas nicht passt, breche eine Naht auf und verändere gezielt. Ich habe schon Hosen, die ich mehrfach angepasst habe, bis sie perfekt waren.


Pflege und Reparatur der Mittelalter Hose

Wenn du lange Freude an deiner Hose haben willst, musst du sie pflegen. Hier meine Tipps aus Erfahrung:

Waschen und Trocknen

  • Handwäsche oder Schonprogramm: Viele historische Stoffe vertragen keine aggressive Maschinenwäsche.

  • Milde Seife oder pH-neutrales Waschmittel: Damit der Stoff nicht ausblutet oder hart wird.

  • Lufttrocknung: Hängend, vor direkter Sonne geschützt. Ich habe gelernt, dass zu starkes Sonnenausbleichen Stoff schwächt.

  • Kein Weichspüler: Der kann Fasern versiegeln und den Stoff ungeschmeidig machen.

Flicken und Reparaturen unterwegs

Am Markt hat jemand einmal meine Hose gerissen. Zum Glück hatte ich Nadeln und Garn dabei. Ich nähte vorsichtig von innen an. Heilmittel: dünnes Stoffstück als Unterlage auflegen, dann mit feiner Naht darüber. Ich überlasse keine Lücke.

Trage Ersatzfaden mit – in der Farbe deiner Hose, falls möglich. Ich nutze oft ein kleines Nähset in der Tasche.

Aufbewahrung

Hänge deine Hose auf einem Kleiderbügel oder lege sie flach. Damit vermeidest du dauerhafte Falten. Wenn du sie lange nicht trägst, bewahre sie trocken auf und lege Papier oder Stofftausch unter, damit keine Druckstellen entstehen.


Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest

Dabei habe ich aus eigenen Pannen gelernt. Hier sind die Klassiker:

Zu dünner Stoff

Das sieht schön aus. Aber im Gebrauch reißen Leinen oder Baumwolle schnell. Viele haben das erlebt: Nach einer Veranstaltung wird an einer Naht gezogen – und zack – ein Loch. Deshalb lieber etwas dicker wählen oder eine Unterlage einbauen.

Zu enge Wege- oder Kampfhosen

Wenn du dich beim Gehen oder Kämpfen einschränkst, nutzt der tollste Stoff nichts. Ich hatte eine Hose, die mich bei Schrittbewegungen einengte – eine Katastrophe. Achte wirklich auf Bewegungsfreiheit.

Falscher Bund oder rutschender Bund

Wenn der Bund nicht gut sitzt, rutscht dir die Hose. Ein Gürtel allein reicht oft nicht, besonders bei geringem Bundvolumen. Baue entweder Gummizug hinterlegen, Innenbindebänder oder Schlaufen ein, damit die Hose unabhängig vom Gürtel stabil sitzt.

Moderne Nähte oder Materialien

Ich sah einmal einen LARP-Teilnehmer mit sichtbaren Overlockkanten und fluoreszierendem Garn – ich will mich nicht lustig machen, aber das sprengte die Illusion. Vermeide technische Garne (sofern sichtbar) und achte darauf, dass Nahtarten zur Epoche passen oder zumindest nicht auffallen.


Beispiel: Meine zweite Mittelalter Hose – Planung bis Einsatz

Erlaube mir, dir ein Projekt von mir zu zeigen – vermutlich hilft es dir.

Ich wollte eine Mittelalter Hose, die sowohl für den Markt als auch für Schaukampf taugt. Ich entschied mich für einen Wollstoff mit etwa 300 g/m² und nahm meinen Basis-Schnitt (gerade Form mit leichtem Zwickel). Ich maß Bund, Innenbein etc., baute 1 cm Pufferspiel ein, legte Bindebänder in den Bund und einen schmalen Zwickel im Schritt zur Bewegungsfreiheit.

Ich nähte zuerst eine Probefassung aus billigem Stoff und testete Bewegungen, setzte eine Naht weiter, hier etwas zurück. Nach Freigabe nähte ich die endgültige Version. Für den ersten Markt testete ich sie: sie rutschte nicht, sie war bequem beim Sitzen und auch beim Spielen mit Freunden. Für den Schaukampf entfernte ich sie nicht, sondern trug darunter eine einfache Kampfhose – so blieb der Stil erhalten und ich war geschützt.

Die Hose überlebte mehrere Jahre, wurde geflickt, und ist bis heute eine meiner Favoriten. Ich habe oft Leute erlebt, die sich eine Hose zulegten, sie nur eine Saison nutzen und dann ersetzen mussten – mit guter Pflege und durchdachtem Aufbau hält so eine Hose deutlich länger.


Kauf versus Selbstnähen – wann was sinnvoll ist?

Viele fragen mich: „Soll ich kaufen oder selbst nähen?“ Hier meine Einschätzung:

Vorteile kaufen

  • Zeitersparnis

  • In vielen Fällen ausreichend gute Verarbeitung

  • Auswahl aus verschiedenen Schnitten und Stoffen

Nachteile kaufen

  • Unflexibel in Passform

  • Häufig muss etwas nachgebessert werden

  • Manchmal zu modern wirkende Stoffe

Vorteile Selbstnähen

  • Du bekommst exakt die Maße und Details, die du willst

  • Kreativ frei in Schnitt und Stil

  • Besseres Verständnis für Stoff und Konstruktion

Nachteile Selbstnähen

  • Du brauchst Näherfahrung

  • Aufwand und mögliche Materialverschwendung

Ich rate: Wenn du regelmäßig LARP oder reenacten machst, näh dir zumindest eine Hose selbst – du wirst es zu schätzen wissen. Für den Einstieg kaufe eine solide Basis, die du anpassen kannst.


Checkliste vor dem Kauf / vor dem Zuschnitt

Bevor du bestellst oder Stoff schneidest, halte dich an diese Liste:

  1. Maße vergleichen – mit deinem Körper

  2. Material prüfen – Gewicht, Webdichte, Griff

  3. Schnittmuster anschauen – wie sind Schritt, Bund, Beinabschluss ausgelegt

  4. Bewertungen oder Fotos ansehen – ob Leute berichten, dass die Hose zum Beispiel rutscht oder eng ist

  5. Spielraum einplanen – lieber 1–2 cm mehr an Nahtzugabe oder Bund

  6. Details prüfen – wie Nahtarten, Verstärkungen, Taschen

  7. Plan für Alterung oder Färbung haben – wenn der Stoff zu „neu“ wirkt

  8. Materialrest als Probe ziehen (wenn möglich) – Farbtest, Reibetest

Wenn du dich an diese Punkte hältst, minimierst du Enttäuschungen.


Tipps zur Kombination mit restlichem Kostüm

Die Hose ist Teil eines Ganzen – und du willst, dass sie sich harmonisch einfügt. Hier meine Ratschläge:

  • Farbabstimmung mit Oberteil: Wenn das Oberteil dunkle Töne hat, wähle eine Hose, die das ergänzt – z. B. dunkles Leinen, gedämpftes Braun oder Naturton.

  • Gürtel und Borten: Der Gürtel über dem Bund kaschiert Übergänge. Eine schmale Stoff- oder Lederborte am Hosenbund kann das Auge führen.

  • Stiefel oder Schuhe: Entscheide, ob die Hose in Stiefel gesteckt wird oder ob sie über den Schuh endet. Bindebänder am Knöchel helfen, sie zu fixieren, wenn du sie hochziehen willst.

  • Schutzlagen: Bei Kämpfen trägst du oft eine Hose oder Beinlinge drunter. Diese sollte sich nicht mit deiner Mittelalter Hose in die Quere kommen – also pass auf Überlappungen, Stoffstärke und Übergänge auf.

  • Faltenwurf und Bewegung: Wenn deine Hose schöne Falten wirft oder beim Gehen leichter flattert – das wirkt lebendig. Ich achte oft auf das Gewicht des Stoffes, damit er „schwingt“ und nicht hängt wie ein Sack.


Häufige Fragen (aus meiner Praxis)

Hier beantworte ich Fragen, die ich immer wieder bekomme:

Wie teuer sollte eine gute Mittelalter Hose sein?

Das hängt vom Material, Aufwand und Details ab. Billige Hosen unter 30 € sind oft nur grobe Varianten. Ich empfehle, für eine langlebige Hose zwischen etwa 60 und 120 € zu investieren, oder das Material selbst zu kaufen und ein paar Stunden Arbeit zu investieren.

Kann man moderne Stoffe benutzen?

Ja – mit Vorsicht. Baumwoll-Canvas, schwere Jeansstoffe oder Leinenmischungen funktionieren – aber du musst sie altern lassen und darauf achten, dass sie optisch nicht zu modern wirken. Ich habe eine Jeanshose genommen, sie gebleicht, gefärbt und abgenutzt, bis sie wie robustes Leinen wirkte.

Wie alt sollte eine Hose wirken?

Nicht zu künstlich gealtert, aber mit Gebrauchsspuren. Kleine Mängel an Kanten, leicht ausgebleichte Stellen, manchmal unregelmäßige Faltungen. Bei manchen Workshops habe ich sogar mit etwas Schmirgelpapier vorsichtig an Nähten gerieben, um ein wenig Abrieb zu simulieren. Aber vorsichtig! Zu starkes Behandeln zerstört das Gewebe.

Welche Farben sind empfehlenswert?

Naturfarben (Beige, Sand, Hellbraun), gedeckte Erdtöne, gedämpftes Dunkelblau oder Dunkelgrau – je nach thematischem Rahmen. Knallige rote, grelle Gelb- oder Neonfarben passen selten. Einige Gruppen tolerieren Varianten, aber der Stoff darf nicht leuchten.


Fazit und Handlungsempfehlung

Ich weiß, dass das Einfinden in den richtigen Schnitt, Stoff und Stil einer Mittelalter Hose eine Herausforderung sein kann. Aber mit sorgfältiger Planung, Maßarbeit, Anprobe und gegebenenfalls Nachbesserung gelingt dir eine Hose, die dich viele Jahre begleitet.

Wenn ich dir raten darf, so würde ich folgendermaßen vorgehen:

  1. Kaufe oder finde einen soliden Stoff oder eine Basis-Hose mit Potenzial.

  2. Miss deine Maße präzise und plane Spielraum ein.

  3. Nutze einen bewährten Schnitt oder passe ihn bewusst an.

  4. Verarbeite Nahtdetails, Zwickel, Verstärkungen.

  5. Färbe oder altere den Stoff vorsichtig, damit er glaubwürdig wirkt.

  6. Teste Beweglichkeit (Schritte, Sitzen, Bücken).

  7. Pflege und repariere deine Hose regelmäßig.

Damit hast du die Werkzeuge, um eine Hose zu wählen oder zu fertigen, die gut sitzt, funktioniert und im Alltag wie im Kampfeinsatz hält.