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Kettenhaube

Kettenhaube – warum sie beim Mittelalter-LARP einfach dazugehört

Wenn du schon einmal auf einem Mittelaltermarkt oder einem LARP warst, hast du sie sicher gesehen – die Kettenhaube. Sie funkelt leicht im Licht, hängt schwer auf den Schultern und gibt jedem Ritter oder Kämpfer diesen unverwechselbaren Look, der sofort nach echtem Mittelalter aussieht. Ich erinnere mich noch gut an meine erste eigene Kettenhaube. Das kalte Metall, das leise Klirren beim Anziehen – und das Gefühl, plötzlich in eine andere Zeit zu schlüpfen.

Aber was macht eine Kettenhaube eigentlich aus? Warum trägt man sie beim LARP, obwohl sie gar nicht so bequem ist? Und worauf solltest du achten, wenn du dir selbst eine zulegen willst?

Lass uns das Stück für Stück durchgehen.


Was eine Kettenhaube eigentlich ist

Eine Kettenhaube ist im Grunde eine eng anliegende Haube aus ineinander verflochtenen Metallringen. Sie bedeckt den Kopf, den Hals und oft auch die Schultern. Im Mittelalter diente sie als Schutz unter dem Helm oder auch allein als Rüstungsteil – vor allem bei leichterer Bewaffnung.

Heute findest du Kettenhauben in den unterschiedlichsten Varianten: handgefertigt, maschinell produziert, aus Federstahl oder Aluminium, schwarz brüniert oder silbern glänzend. Manche sind reine Deko für ein Kostüm, andere dagegen stabil genug, um beim Reenactment echten Schutz zu bieten.

Ich selbst habe mittlerweile drei verschiedene Modelle – und jedes hat seinen eigenen Charakter. Eine aus Federstahl für Kämpfe, eine leichte aus Alu fürs LARP und eine historische Replik, die ich einfach gern anschaue.


Der Zweck einer Kettenhaube beim LARP

Klar, wir spielen beim LARP keine echten Schlachten mit scharfen Waffen. Trotzdem ist die Kettenhaube weit mehr als nur ein Accessoire. Sie komplettiert das Bild deines Charakters und macht das ganze Auftreten glaubwürdiger.

Wenn du zum Beispiel einen Ritter, Söldner oder Waffenknecht spielst, dann gehört die Kettenhaube einfach dazu. Sie vermittelt Härte, Erfahrung und Authentizität. Ohne sie wirkt ein Kettenhemd schnell unvollständig – wie ein halbes Kostüm.

Aber auch abseits der Optik hat sie ihren Sinn. Beim Kämpfen mit Polsterwaffen schützt sie den Kopf vor leichten Treffern. Und ganz ehrlich: Eine Kettenhaube zu tragen verändert deine Haltung. Du bewegst dich anders, fühlst dich anders. Du merkst das Gewicht, hörst das leise Klingen – und plötzlich bist du nicht mehr du selbst, sondern dein Charakter.


Aufbau und Materialien einer Kettenhaube

Der klassische Ringpanzer

Eine Kettenhaube besteht aus Tausenden kleiner Metallringe, die nach einem bestimmten Muster miteinander verbunden sind. Am häufigsten wird das sogenannte 4-in-1-Muster verwendet. Dabei greift jeder Ring in vier andere ein – eine einfache, aber effektive Struktur, die sowohl flexibel als auch stabil ist.

Historisch gab es aber auch andere Varianten, etwa 6-in-1 oder gar 8-in-1. Diese sind dichter, schwerer und entsprechend teurer. Für ein LARP-Kostüm reicht aber meistens das Standardmuster vollkommen aus.

Materialien und Unterschiede

Wenn du eine Kettenhaube kaufen oder selbst bauen willst, ist das Material entscheidend. Hier ein Überblick aus meiner eigenen Erfahrung:

  • Stahl: robust, schwer, sehr authentisch. Ideal für Reenactment oder Schaukampf.

  • Federstahl: leichter, rostet weniger, aber teurer.

  • Aluminium: perfekt fürs LARP – leicht, rostfrei, angenehm zu tragen.

  • Flachringe: sehen realistischer aus, da sie dem historischen Original näherkommen.

  • Runde Ringe: einfacher herzustellen, günstiger, aber weniger authentisch.

Ich persönlich bevorzuge brünierte Stahlringe. Sie haben diesen dunklen, etwas abgenutzten Look, der einfach nach „Kämpfer, der schon einiges erlebt hat“ aussieht.


Die richtige Passform – worauf du achten solltest

Eine Kettenhaube sollte eng anliegen, aber nicht drücken. Zu locker – und sie rutscht dir über die Augen. Zu eng – und du bekommst Kopfschmerzen nach einer halben Stunde.

Ich hab einmal den Fehler gemacht, eine zu kleine zu kaufen, weil sie „besser aussah“. Nach 20 Minuten im Sommer in voller Montur wusste ich: großer Fehler. Die Hitze, das Gewicht, das Drücken – man hält das nicht lange aus.

Achte darauf, dass deine Kettenhaube die Schultern bedeckt und hinten leicht nach unten fällt. Das schützt den Nacken und verhindert, dass sich der Helm in die Haut drückt. Unter der Haube trägst du am besten eine Polsterhaube oder ein Leinenfutter – das saugt Schweiß auf und macht das Ganze deutlich bequemer.


Kettenhaube richtig tragen – Tipps aus der Praxis

Mit oder ohne Helm?

Eine Kettenhaube allein sieht gut aus, aber sie war nie als Einzelstück gedacht. Historisch wurde sie fast immer unter einem Helm getragen. Im LARP hängt es davon ab, welchen Charakter du spielst.

Ein einfacher Krieger oder Räuber kann sie durchaus ohne Helm tragen – das wirkt rau und authentisch. Ein Ritter dagegen trägt sie am besten unter einem Topfhelm oder Nasalhelm. So entsteht das typische Bild, das wir aus Filmen oder Abbildungen kennen.

Schutz und Komfort

Ein kleiner Tipp aus der Praxis: Wenn du deine Kettenhaube länger trägst, besorge dir ein Unterfutter aus Leinen oder Wolle. Das macht einen riesigen Unterschied. Es schützt vor Reibung und verhindert, dass das Metall direkt auf der Haut liegt – besonders im Sommer Gold wert.

Und wenn du sie nach einem langen LARP-Wochenende abnimmst und dein Nacken sich anfühlt, als hättest du ein Ganzkörpertraining gemacht – willkommen im Club.


Pflege und Lagerung deiner Kettenhaube

Reinigung nach dem Tragen

Nach einem LARP-Event ist die Kettenhaube meistens verschwitzt, manchmal auch leicht verstaubt oder vom Regen feucht. Lass sie nie einfach so in der Tasche liegen. Feuchtigkeit ist der Feind jeder Stahlrüstung.

Ich lege meine nach jedem Einsatz auf ein Handtuch, lasse sie trocknen und reibe sie dann leicht mit einem öligen Tuch ab. Ein paar Tropfen Ballistol oder Maschinenöl reichen. Bei Aluminium brauchst du das nicht – da genügt Abwischen mit einem trockenen Tuch.

Aufbewahrung

Am besten lagerst du deine Kettenhaube hängend oder locker zusammengelegt in einem Stoffbeutel. Keine Plastiktüten – da sammelt sich Feuchtigkeit. Ein Leinenbeutel ist ideal, weil er Luft durchlässt.

Wenn du magst, kannst du sie ab und zu mit Sand und etwas Öl in einem Sack „trommeln“. Das reinigt die Ringe und gibt ihnen einen schönen, gleichmäßigen Glanz.


Selbstbau – wenn du deine eigene Kettenhaube machen willst

Ja, das geht! Und es ist tatsächlich eine ziemlich meditative Arbeit. Ich habe einmal eine selbst gebaut – aus rund 12.000 Ringen. Das war ein Projekt über Wochen hinweg, aber unglaublich befriedigend.

Du brauchst dafür:

  • Rundzange und Flachzange

  • Ringe aus Federstahl oder Aluminium

  • Geduld (viel davon!)

  • Ein Schnittmuster (gibt’s online oder in Bastelforen)

Zuerst beginnst du mit einem flachen Stück im 4-in-1-Muster. Dann arbeitest du dich nach oben, fügst Keile ein, um die Rundung des Kopfes zu formen. Unten kannst du sie länger machen, um Schultern und Nacken zu bedecken.

Wenn du einmal den Dreh raus hast, ist es gar nicht so schwer. Und das Beste: Du weißt am Ende genau, was du da trägst – jedes einzelne Glied hast du selbst gesetzt.


Historischer Hintergrund der Kettenhaube

Die Kettenhaube kam etwa im 12. Jahrhundert auf und war lange Zeit fester Bestandteil der Ritterrüstung. Sie war günstiger und flexibler als ein geschmiedeter Helm, bot aber dennoch guten Schutz gegen Schnitte und leichte Schläge.

Später, im 14. Jahrhundert, wurde sie oft unter einer festen Beckenhaube getragen. Dadurch entwickelte sich der klassische Helm-Look, den wir heute mit Rittern verbinden. Im Laufe der Zeit verschwand die Kettenhaube dann langsam aus dem Kriegsalltag – ersetzt durch Plattenrüstungen.

Aber in der Darstellung des Hochmittelalters, bei Reenactment oder LARP, bleibt sie bis heute eines der ikonischsten Rüstungsteile überhaupt.


Kettenhaube im LARP-Charakterspiel

Eine Kettenhaube kann deinem Charakter unglaublich viel Ausdruck verleihen. Sie erzählt eine Geschichte – selbst dann, wenn du kein Wort sagst.

Ein alter Söldner mit zerbeultem Kettengeflecht wirkt sofort glaubwürdig. Ein junger Knappe mit frisch polierter Haube zeigt Stolz und Unerfahrenheit zugleich. Diese kleinen Details machen LARP so lebendig.

Ich erinnere mich an eine Szene auf einem Con, wo ein Spieler nur mit seiner Haltung, dem langsamen Aufsetzen seiner Kettenhaube und einem Blick durch die Augenlöcher des Helms mehr Spannung erzeugte als jeder Kampf. Genau das ist der Zauber solcher Ausrüstungsteile.


Kettenhaube kombinieren – was passt dazu?

Kettenhemd

Die klassische Kombination: Kettenhaube und Kettenhemd. Achte darauf, dass die Metallfarbe und der Glanz zueinander passen. Eine schwarze Haube zu einem hellen Hemd wirkt oft unruhig.

Wenn du eine eher schlichte Ausrüstung hast, kann die Haube das Ganze aufwerten. Umgekehrt: Wenn dein Charakter prunkvoll auftritt, sollte auch die Haube sauber und gepflegt sein.

Gambeson und Helm

Unter dem Kettenhemd trägst du meist einen Gambeson – eine gepolsterte Jacke. Die Kettenhaube legst du dann darüber oder darunter, je nach Stil. In Kombination mit einem Helm ergibt sich das typische Bild eines mittelalterlichen Kämpfers.

Ich trage meine Haube meist über dem Gambeson, weil sie dann besser sitzt und der Helm sich leichter aufsetzen lässt.


Varianten und Stile

Es gibt erstaunlich viele Formen von Kettenhauben. Hier ein paar Beispiele:

  • Mit Schulterkragen: bietet zusätzlichen Schutz, sieht wuchtiger aus.

  • Kurz geschnittene Haube: endet knapp unter dem Kinn, eher für leichtere Charaktere geeignet.

  • Mit Gesichtsschutz: teilweise mit Kettenvorhang vor dem Gesicht oder integriertem Nasenschutz.

  • Dekorative Hauben: aus farbigen Ringen oder mit Lederapplikationen – perfekt fürs LARP, weniger für Reenactment.

Je nach Charakter kannst du damit viel Ausdruck erzeugen. Ein zwielichtiger Söldner mit schwarzer Kettenhaube wirkt ganz anders als ein glänzender Ritter mit silberner.


Gewicht und Tragegefühl

Eine Kettenhaube aus Stahl wiegt zwischen zwei und fünf Kilogramm. Das klingt nicht viel, aber auf dem Kopf verteilt spürt man jedes Gramm.

Beim ersten Tragen wirst du wahrscheinlich überrascht sein, wie schwer sie sich anfühlt. Nach einer Weile gewöhnst du dich daran. Trotzdem – nach mehreren Stunden wird’s anstrengend. Deshalb lohnt sich ein gutes Polster darunter.

Aluminium ist deutlich leichter. Meine Alu-Haube bringt gerade mal 1,5 Kilo auf die Waage – perfekt für lange LARP-Tage oder sommerliche Veranstaltungen.


Authentizität versus Bequemlichkeit

Das ist immer ein Thema in der Mittelalterszene. Willst du so authentisch wie möglich sein oder lieber praktisch und bequem?

Wenn du dich in einem historischen Lager bewegst, zählt Authentizität. Da passt Aluminium nicht ins Bild. Für Fantasy-LARPs dagegen darfst du ruhig auf Komfort setzen.

Ich finde, es geht um Balance. Eine gute Kettenhaube soll echt aussehen, aber du musst sie auch mehrere Stunden tragen können, ohne Kopfschmerzen zu bekommen.


Häufige Fehler beim Kauf einer Kettenhaube

  • Zu kleine Größe gewählt

  • Billige Ringe, die schnell rosten oder sich öffnen

  • Keine Polsterung darunter

  • Unpassende Farbe zum Rest der Rüstung

  • Fehlender Nackenschutz

Viele kaufen spontan auf einem Markt oder im Internet, ohne sie vorher anzuprobieren. Das kann funktionieren, aber oft sitzt sie dann einfach nicht richtig. Wenn du kannst, probier sie immer an – oder nimm Maß, bevor du bestellst.


Pflege-Tipp für Vielnutzer

Wenn du regelmäßig auf LARPs unterwegs bist, gewöhn dir an, die Kettenhaube immer kurz zu prüfen, bevor du sie einpackst. Kleine aufgebogene Ringe können sich leicht verfangen oder andere Teile beschädigen.

Ich habe mir angewöhnt, sie nach jedem Event einmal kurz „durch die Finger laufen zu lassen“. So merkst du sofort, wenn etwas locker ist.

Und noch etwas: Transportiere sie nie lose im Auto. Ich habe mir damit einmal eine ganze Sitzbank zerkratzt. Eine einfache Stofftasche reicht, um das zu vermeiden.


Wo du eine gute Kettenhaube findest

Die besten Modelle findest du meist auf Mittelaltermärkten oder bei spezialisierten Rüstungsschmieden. Dort kannst du sie anfassen, anprobieren und die Unterschiede im Gewicht spüren.

Online gibt es ebenfalls viele Anbieter, aber achte auf Materialangaben. „Stahl“ ist nicht gleich „Federstahl“, und manchmal steckt hinter glänzendem Metall nur lackiertes Aluminium.

Wenn du Wert auf Handarbeit legst, lohnt sich der Kontakt zu kleinen Werkstätten. Viele Schmiede fertigen auf Anfrage auch Sondergrößen oder spezielle Formen an.


Fazit: Die Kettenhaube als Schlüssel zu deinem Charakter

Eine Kettenhaube ist mehr als ein Stück Metall auf dem Kopf – sie verändert, wie du dich auf dem Spielfeld fühlst. Sie gibt deinem Charakter Gewicht, Glaubwürdigkeit und Präsenz.