Was sind Halsbergen und wofür braucht man sie beim Mittelalter-LARP
Wenn du eine Halsberge trägst, schützt du nicht nur deinen Hals im Kampf, sondern vervollständigst das Bild deines Charakters. Halsbergen sind Rüstungsstücke, die den empfindlichen Bereich zwischen Kopf und Brust schützen – also Nacken, Kehlkopf und teils die Schultern. Ich habe über die Jahre im LARP gelernt: Wer diesen Teil vernachlässigt, riskiert Verletzungen und wirkt optisch oft unfertig.
Ich will dir in diesem Ratgeber zeigen, worauf du bei einer Halsberge achten solltest. Nicht theoretisch, sondern mit Erfahrungen aus der Praxis – damit du beim nächsten Event nicht nur gut aussiehst, sondern dich auch sicher fühlst.
Warum eine gute Halsberge entscheidend ist
Sicherheit im Gefecht
Stell dir vor: Du blockst mit deinem Schild, der Gegner schlägt über deine Schulter – und die Klinge prallt genau in Richtung deines Halses. Ohne Halsberge wäre das der Moment, in dem du froh wärst, dass es nur ein LARP-Schwert ist. Aber selbst weiche Treffer können unangenehm oder gefährlich sein, wenn sie die falsche Stelle erwischen. Ich habe selbst einmal erlebt, wie mir ein Schlag an die Halsseite ging, weil mein Kragen beim Zurückweichen verrutscht war. Seitdem trage ich immer eine feste Halsberge – lieber etwas mehr Gewicht als Schmerzen.
Authentizität und Optik
Neben dem Schutz spielt die Optik eine große Rolle. Eine Halsberge gibt dem Charakter Tiefe. Sie schließt Helm und Brustpanzer harmonisch ab. Ohne sie wirkt selbst die schönste Rüstung unfertig. Ich habe schon oft gesehen, wie Spielerinnen und Spieler mit aufwendig gestalteten Helmen auftraten, aber der Halsbereich blieb leer – das bricht sofort die Illusion. Eine gut sitzende Halsberge macht da einen riesigen Unterschied.
Arten von Halsbergen: Formen und Varianten
Geschlossene und offene Modelle
Es gibt zwei Hauptarten: geschlossene und offene Halsbergen. Geschlossene Modelle bilden oft eine Einheit mit dem Helm. Sie bieten maximalen Schutz, sind aber schwerer und etwas unbequemer. Offene Varianten liegen zwischen Brustpanzer und Helm, werden geschnallt oder mit Haken befestigt. Sie lassen sich leichter an- und ausziehen und eignen sich hervorragend für LARP-Kämpfer, die Beweglichkeit brauchen.
Ich selbst trage meist eine offene Halsberge, weil ich mich damit freier bewegen kann. Wenn du jedoch einen Ritter oder Hauptmann darstellst, kann die geschlossene Variante besser passen – sie wirkt wuchtiger und glaubwürdiger.
Materialwahl: Metall, Leder oder Textil
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Metallhalsbergen bestehen meist aus Stahl oder Eisen. Sie sind robust und langlebig, allerdings auch schwer und etwas unflexibel.
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Lederhalsbergen sind leichter und oft bequemer, allerdings weniger widerstandsfähig gegen harte Schläge. Dafür lassen sie sich formen, bemalen und individuell gestalten.
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Textile Halsbergen oder gepolsterte Kragen sind eine gute Ergänzung unter Metall oder Leder. Sie verhindern Scheuerstellen und dämpfen den Druck.
Ich trage unter meiner Metallhalsberge immer ein weiches Leinenpolster. Das war am Anfang ungewohnt, aber nach einem langen Tag auf dem Feld wirst du dankbar sein.
Bauweise und Passform: Worauf du achten solltest
Eine Halsberge soll nicht nur schützen, sondern auch angenehm sitzen. Sie sollte den Hals umschließen, ohne zu drücken, und gleichzeitig Bewegungsfreiheit lassen. Beim Drehen des Kopfes darf sie weder klemmen noch in die Schultern stoßen.
Verbindung mit Brustpanzer und Helm
Die Verbindung ist entscheidend. Wenn zwischen Halsberge und Brustpanzer ein Spalt bleibt, kann ein Schlag genau dort treffen. Wenn sie zu fest sitzt, kannst du kaum den Kopf drehen. Ich befestige meine Halsberge meist mit kleinen Lederriemen an der Brustplatte. So bleibt sie stabil, aber flexibel genug, um sich mitzubewegen.
Ein weiterer Tipp: Probiere die Halsberge immer zusammen mit Helm und Brustpanzer an. Nur so siehst du, ob alles harmoniert. Viele machen den Fehler, einzelne Rüstungsteile unabhängig voneinander anzupassen – und wundern sich später, warum nichts richtig sitzt.
Materialien im Detail: Vor- und Nachteile
Stahl und Eisen
Wenn du maximale Schutzwirkung willst, führt kein Weg an Stahl vorbei. Eine gut geschmiedete Stahlhalsberge hält einiges aus. Allerdings ist sie schwer und kann bei langem Tragen ermüden. Außerdem brauchst du regelmäßige Pflege, damit sie nicht rostet.
Ich habe meine Stahlhalsberge mit einem matten Schutzlack versehen, damit sie weniger anfällig für Rost ist. Nach jedem Event wische ich sie mit etwas Öl ab. So bleibt sie glänzend und stabil.
Leder
Leder ist die angenehmere Variante. Eine kräftige Lederhalsberge bietet immer noch guten Schutz, ist aber deutlich leichter. Besonders beliebt sind gehärtete Lederformen, die mit heißem Wasser oder Wachs behandelt wurden. Sie behalten die Form, sind stabil und sehen dabei authentisch aus.
Ich hatte einmal eine Halsberge aus dickem Rindsleder, die ich selbst gefärbt habe. Das war mein Lieblingsstück für warme Sommertage – leicht, flexibel und trotzdem robust.
Kombination aus Leder und Metall
Eine Mischform aus beidem ist für viele ideal. Dabei werden Metallplatten auf ein Lederfundament genietet. So bekommst du den Schutz des Metalls und den Komfort des Leders. Meine aktuelle Halsberge ist genau so gebaut. Die Innenseite ist weich gepolstert, außen glänzt polierter Stahl. Nach zwei Tagen Dauereinsatz merkt man den Unterschied – kein Druck, kein Scheuern.
Auswahl der passenden Halsberge für deinen Charakter
Charaktertyp und Funktion
Ein Ritter braucht etwas anderes als ein Dieb. Während der eine glänzendes Metall trägt, wirkt beim anderen eine dunkle, schlichte Lederhalsberge stimmiger. Überlege, was dein Charakter tut. Ist er ein Frontkämpfer, der Schläge einsteckt? Dann brauchst du Stabilität. Ist er eher flink und unauffällig? Dann wähle etwas Leichtes.
Ich spiele häufig einen Söldner. Für diese Rolle trage ich eine verbeulte, leicht rostige Halsberge. Sie erzählt ihre eigene Geschichte – das macht den Charakter glaubwürdig.
Bewegung und Komfort
Eine Halsberge, die schön aussieht, dir aber beim Drehen des Kopfes die Luft abschnürt, ist wertlos. Teste sie in voller Bewegung: Dreh dich, beug dich, knie dich hin. Wenn sie dabei nicht stört, hast du die richtige Passform.
Ich habe mir einmal eine zu kleine Halsberge gekauft – sah großartig aus, aber nach einer Stunde bekam ich Kopfschmerzen. Heute weiß ich: lieber etwas Spielraum lassen, als zu eng messen.
Stil und Zeitgefühl
Auch der historische Stil spielt eine Rolle. Hochmittelalterliche Halsbergen sind oft schlicht und funktional, während Spätmittelalter-Modelle geschwungene Formen und dekorative Linien zeigen. Wähle das, was zu deinem Charakter und deiner Epoche passt. Eine gotische Halsberge wirkt bei einem frühmittelalterlichen Krieger einfach fehl am Platz.
Maßnehmen und Anpassung
Beim Kauf oder Selbstbau ist das richtige Maß entscheidend. Du brauchst:
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den Umfang deines Halses,
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den Abstand von der Basis des Nackens bis zur Kinnunterkante,
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und die Breite zwischen den Schultern.
Ich empfehle, beim Messen den Kopf leicht zu neigen – so bleibt später genug Bewegungsfreiheit. Wenn du selbst baust, plane immer einen Zentimeter Spielraum ein. Metall dehnt sich nicht.
Eine gute Halsberge liegt eng genug, um nicht zu verrutschen, aber locker genug, damit du atmen und schlucken kannst. Das klingt banal, ist aber im Spiel Gold wert.
Tragekomfort und Pflege
Innenpolster und Futter
Eine ungepolsterte Halsberge ist wie neue Schuhe ohne Socken – unangenehm. Ich klebe oder nähe innen eine Lage Filz oder Baumwolle ein. Das nimmt Schweiß auf und verhindert Druckstellen. Nach einem langen Tag kannst du das Futter einfach herausnehmen und waschen.
Reinigung und Wartung
Nach dem Event ist Pflege Pflicht. Metall trocken wischen, leicht ölen, Leder einfetten. Ich benutze dafür Bienenwachs – das schützt und riecht angenehm. Lagere deine Halsberge nicht feucht und vermeide direkte Sonne. Am besten hängt sie an einem stabilen Haken oder liegt auf einem gepolsterten Brett.
Kleine Reparaturen
Lose Nieten oder Risse lassen sich leicht beheben. Ich habe immer ein kleines Reparaturset im Auto: Hammer, Nieten, Stücke Leder, Öl. Wenn eine Platte wackelt oder ein Riemen reißt, kann ich das gleich fixen. Nichts ist schlimmer, als auf einem Event mit defekter Rüstung zu stehen.
Selber bauen oder kaufen?
Selber machen
Wenn du handwerklich begabt bist, ist der Eigenbau eine spannende Option. Du lernst nicht nur, wie eine Halsberge funktioniert, sondern kannst sie genau an deinen Körper anpassen. Ich habe meine erste selbst gebaut – mit einfachsten Mitteln. War nicht perfekt, aber sie passte mir besser als jedes Kaufmodell.
Wichtig: Achte auf Sicherheit. Arbeite mit Handschuhen, schleife Kanten, und benutze gutes Werkzeug. Wenn du dich unsicher fühlst, lass dich von einem erfahrenen Schmied beraten.
Kaufen
Wer keine Lust oder Zeit zum Bauen hat, findet online und auf Märkten viele gute Halsbergen. Schau genau hin: saubere Nieten, keine scharfen Ränder, stabile Riemen. Wenn möglich, probiere sie an. Jeder Körper ist anders – was bei anderen perfekt sitzt, kann bei dir drücken.
Ich habe einmal eine gebrauchte Halsberge gekauft. Außen glänzend, innen unpoliert und rau. Nach dem ersten Einsatz war mein Hals wund. Ich habe sie später nachbearbeitet – seitdem ist sie eines meiner Lieblingsstücke.
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
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Zu enge Halsberge: drückt, behindert die Atmung. Immer etwas Spiel lassen.
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Zu schwere Modelle: nach Stunden im Kampf tun dir Schultern und Nacken weh. Achte auf ausgewogenes Gewicht.
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Fehlende Polsterung: führt zu Scheuerstellen.
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Falsche Kombination mit Helm oder Brustpanzer: ergibt Lücken, in die Schläge treffen können.
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Mangelnde Pflege: Rost, Risse, Lederbruch – alles vermeidbar.
Ich habe jeden dieser Fehler mindestens einmal gemacht. Heute prüfe ich meine Rüstung vor jedem Event – spart Nerven und Schmerzen.
Praxisbeispiele aus dem LARP-Alltag
Der Ritter mit der steifen Halsberge
Ein Mitspieler trug eine wunderschöne, verzierte Halsberge – aber sie war so starr, dass er kaum nicken konnte. Beim Kampf musste er ständig den Oberkörper mitbewegen, um zu zielen. Ergebnis: schnelle Erschöpfung. Später ließ er sie an den Seiten ausschneiden und mit Lederlaschen versehen – plötzlich funktionierte alles.
Die Kundschafterin mit der leichten Variante
Eine Freundin von mir spielt eine Späherin. Ihre Halsberge ist aus dünnem, dunkelbraunem Leder, mit filigranen Mustern geprägt. Kaum Gewicht, aber genug Schutz für das, was sie tut. Sie kann rennen, klettern, sogar essen, ohne sie abzunehmen. Für ihre Rolle perfekt.
Feintuning: So machst du deine Halsberge noch besser
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Kanten abrunden: Mit Feile oder Schleifpapier, damit nichts schneidet.
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Riemen nachjustieren: kleine Löcher nachstanzen, bis alles passt.
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Polster austauschbar machen: mit Klett oder Knöpfen befestigen, dann kannst du sie waschen.
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Oberfläche anpassen: matte Lackierung gegen Sonnenglanz, dunkle Patina für „gebrauchten“ Look.
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Verzierung: Gravuren, Ziernieten, Prägungen – aber nicht übertreiben.
Ich habe einmal Runen in meine Halsberge geritzt – nichts Historisches, aber sie passten zu meiner Figur. Kleine Details wie diese machen viel aus.
Kosten und Aufwand
Die Preise schwanken stark:
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Einfache Lederhalsberge: ab etwa 50 Euro.
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Gute Stahlmodelle: 150 bis 300 Euro.
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Handgeschmiedete Unikate: je nach Aufwand bis über 600 Euro.
Selbstbau ist günstiger, aber zeitintensiv. Wenn du Spaß am Werkeln hast, lohnt sich das. Ansonsten ist eine gekaufte Halsberge die bequemere Lösung – Hauptsache, sie sitzt gut und erfüllt ihren Zweck.
Die Halsberge als Teil deines Charakters
Deine Halsberge erzählt eine Geschichte. Ist sie blank und gepflegt, zeigt sie Stolz und Disziplin. Ist sie verbeult und zerkratzt, erzählt sie von Kämpfen und Strapazen. Überleg dir, was du ausdrücken willst. Ich habe an meiner bewusst Kratzer gelassen – mein Charakter ist keiner, der ständig poliert.
Auch beim Spielen spürst du den Unterschied. Eine gut angepasste Halsberge verschmilzt mit dir. Du vergisst fast, dass du sie trägst. Und genau dann funktioniert sie – wenn sie dich schützt, ohne dich einzuschränken.
Fazit
Eine Halsberge ist kein Nebendetail, sondern ein zentraler Bestandteil deiner Rüstung. Sie schützt dich, verleiht deinem Charakter Glaubwürdigkeit und verbindet Helm und Brustpanzer zu einem stimmigen Ganzen. Ob du dich für Metall, Leder oder eine Kombination entscheidest, hängt von deinem Stil, deiner Rolle und deinem Komfort ab.
Pflege sie gut, polstere sie richtig und achte auf die Passform. Dann begleitet dich deine Halsberge viele Jahre – und vielleicht erzählt sie irgendwann, wie oft sie dich vor Schlägen, Sonne oder Regen bewahrt hat.