Die Geldkatze – kleines Stück Geschichte am Gürtel
Eine Geldkatze gehört für mich inzwischen einfach dazu. Ohne sie fühle ich mich auf einem Markt irgendwie unvollständig – so, als würde etwas fehlen, auch wenn es nur ein kleiner Beutel ist. Die Geldkatze, dieses unscheinbare Ding aus Leder oder Stoff, war im Mittelalter ein Alltagsgegenstand, den fast jeder bei sich trug. Heute ist sie wieder da – als Requisite, Accessoire und, ehrlich gesagt, als Symbol für das Gefühl, für ein paar Stunden in eine andere Zeit zu rutschen.
Ich weiß noch genau, wie ich meine erste Geldkatze auf einem kleinen Handwerkermarkt gekauft habe. Dunkles Leder, etwas steif am Anfang, der Geruch nach Gerbung und Feuer. Der Händler erklärte mir, dass sie „nach altem Schnitt“ gefertigt sei – und ich glaubte ihm sofort, auch wenn ich gar nicht genau wusste, was das bedeutet. Ich band sie mir an den Gürtel, steckte ein paar Kupfermünzen hinein und spürte sofort dieses Gewicht, das sich irgendwie richtig anfühlte.
Was eine Geldkatze eigentlich war
Die Geldkatze war das Portemonnaie des Mittelalters. Nur eben nicht flach, sondern rund, und meistens zum Zuziehen mit einer Schnur. Sie hing sichtbar am Gürtel – Männer und Frauen trugen sie gleichermaßen. Kleidung hatte damals keine Taschen, also musste man Münzen, Schlüssel oder kleine Dinge irgendwie unterbringen.
Der Begriff „Katze“ hat übrigens nichts mit dem Tier zu tun. Das Wort geht vermutlich auf das mittelhochdeutsche „katze“ oder „katzen“ zurück, was so viel wie „Beutel“ bedeutete. Manche sagen, es komme vom Rascheln der Münzen, andere vermuten, dass es einfach ein umgangssprachlicher Ausdruck war. Ganz genau weiß das niemand, und das ist auch gar nicht schlimm – manches darf ruhig im Nebel der Geschichte bleiben.
Warum du für dein LARP oder Gewand eine Geldkatze brauchst
Ich sage es offen: Eine Figur ohne Geldkatze wirkt nicht glaubwürdig. Wenn du ein mittelalterliches Gewand trägst, ob auf einem Markt, beim LARP oder beim Reenactment, dann gehört eine Geldkatze einfach dazu.
Zum einen, weil du irgendwo deine Münzen brauchst. Und ja – selbst wenn es nur LARP-Münzen oder ein paar Centstücke sind. Zum anderen, weil sie das Bild abrundet. Wenn ich mir alte Gemälde oder Holzschnitte ansehe, fällt mir immer wieder auf, dass die Menschen dort fast alle etwas am Gürtel tragen. Eine Tasche, ein Beutel, manchmal mehrere. Das war ganz selbstverständlich.
Ich habe irgendwann angefangen, meine Geldkatze nicht nur als Requisite zu sehen, sondern als Teil meiner Rolle. Sie gehört zu meiner Figur – zum Beispiel zu meinem Schmied, der ständig nach Wechselgeld sucht oder ein paar Nägel darin herumträgt. Solche kleinen Details machen das Spiel lebendig.
Materialien: Leder, Stoff und die kleinen Unterschiede
Eine Geldkatze kann sehr unterschiedlich aussehen, je nach Material. Ich habe im Laufe der Jahre verschiedene ausprobiert – von weichem Ziegenleder bis hin zu grobem Leinen. Jede hat ihre Eigenheiten.
Leder – klassisch, robust, fast unverwüstlich
Eine Geldkatze aus Leder hält ewig. Wirklich. Wenn du sie pflegst, kann sie Jahrzehnte überstehen. Ich mag das Gefühl, wenn das Leder mit der Zeit weicher wird und dunkler. Es bekommt Charakter, und jede kleine Schramme erzählt eine Geschichte. Leder war auch im Mittelalter das gängigste Material, vor allem bei Handwerkern oder Reisenden.
Wichtig ist, dass das Leder nicht zu dünn ist. Dünnes Spaltleder reißt leicht. Rindsleder oder vegetabil gegerbtes Ziegenleder funktioniert super. Und wenn du sie selbst machst: feuchte das Leder an, bevor du Löcher stichst – es lässt sich dann viel besser bearbeiten.
Stoff – einfacher, aber nicht weniger schön
Für eine ärmere Darstellung, etwa Bauern, Mägde oder Knechte, ist eine Stoffgeldkatze perfekt. Leinen, Wolle oder grober Baumwollstoff – das sieht stimmig aus und lässt sich leicht nähen. Außerdem ist sie leichter, vor allem im Sommer.
Ich habe mal eine aus grauem Wollstoff genäht, mit einer kleinen Stickerei. Sie sah schlicht aus, aber genau das machte sie authentisch. Sie passte einfach zum restlichen Gewand.
Kombinationen
Manche machen innen Stoff und außen Leder. Das ist praktisch, weil der Stoff das Klappern der Münzen dämpft. Wenn du auf einem LARP nachts durch den Wald gehst, ist das tatsächlich ein Vorteil – du willst ja nicht klingen wie ein laufender Beutel Gold.
Form und Größe – was passt zu wem?
Nicht jede Geldkatze ist gleich. Manche sind rund und bauchig, andere flach und länglich. Es kommt darauf an, was du vorhast und welche Zeit du darstellen willst.
Der runde Beutel
Das ist der Klassiker. Ein Kreis aus Leder oder Stoff, rundherum Löcher, Kordel durchziehen – fertig. Er zieht sich oben zusammen und kann mit einem Knoten oder Holzknopf gesichert werden. Einfach, praktisch, bewährt.
Die Gürteltasche
Etwas größer, oft mit Klappe oder Knopf. Ideal, wenn du mehr mit dir herumträgst – Notizen, Kreide, Feuerstein. Ich benutze so eine beim Schmiedespiel, weil ich einfach mehr Platz brauche.
Die längliche Variante
Eher selten, aber es gab sie. Ein schmaler, länglicher Beutel mit zwei Öffnungen, der wie ein Gürtel um die Hüfte gebunden wurde. Später nannte man das auch „Katzbalg“. Eine praktische Idee, wenn du Münzen trennen willst – etwa Silber in einem Fach, Kupfer im anderen.
So trägst du deine Geldkatze richtig
Ich sehe auf Märkten immer wieder Leute, die ihre Geldkatze direkt vorne am Gürtel tragen – meistens, weil sie denken, sie komme dann besser dran. Das sieht aber oft unnatürlich aus. Besser ist es, sie seitlich oder leicht hinten zu tragen. So hängt sie schöner und stört dich nicht beim Gehen oder Sitzen.
Wenn du eine Geldkatze am Gürtel befestigst, nutze am besten eine Lederschlaufe oder Hanfkordel. Keine Karabinerhaken – die ruinieren sofort den Eindruck. Ich habe bei meiner ersten Geldkatze tatsächlich so einen modernen Clip benutzt, und auf den Fotos später sah das einfach falsch aus.
Auch die Farbe spielt eine Rolle: Naturtöne, Braun, Schwarz, Dunkelgrün – alles, was nicht zu grell ist, passt gut. Wenn du einen reichen Charakter darstellst, kannst du Verzierungen oder Prägungen anbringen. Aber übertreib es nicht – weniger ist oft glaubwürdiger.
Selbst eine Geldkatze machen – gar nicht so schwer
Ich schwöre, jeder kann eine einfache Geldkatze selbst machen. Du brauchst nur ein Stück Leder oder dicken Stoff, eine Lochzange oder Ahle, eine Schnur – und etwas Geduld.
Hier ein einfacher Weg:
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Schneide einen Kreis von etwa 25 cm Durchmesser.
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Mach rundum Löcher im Abstand von etwa 1,5 cm.
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Zieh eine Lederschnur oder dicke Kordel durch.
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Zieh sie zusammen – fertig.
Wenn du willst, kannst du den Rand doppelt umnähen oder eine kleine Verstärkung anbringen. Ich habe bei meiner letzten Geldkatze innen ein Stück Leinen eingenäht. Das fühlt sich angenehmer an, und die Münzen machen weniger Geräusch.
Ein Tipp: Wenn du mit Leder arbeitest, achte darauf, dass du das richtige Werkzeug hast. Eine stumpfe Ahle macht kein schönes Loch, sondern reißt das Material.
Pflege: Damit deine Geldkatze lange hält
Leder lebt, sagt man. Und das stimmt. Es verändert sich mit der Zeit. Wenn du willst, dass deine Geldkatze lange schön bleibt, fette sie regelmäßig ein – mit Bienenwachs oder Lederbalsam. Das schützt vor Feuchtigkeit und hält sie geschmeidig.
Ich habe einmal eine Geldkatze im Regen getragen, den ganzen Tag. Am Abend war sie steif und grau. Ich dachte, sie sei hinüber. Nach dem Trocknen habe ich sie eingeölt – und sie war schöner als vorher. Das Leder hatte plötzlich diese raue, matte Struktur, die so aussieht, als wäre sie hundert Jahre alt.
Bei Stoff reicht es, sie ab und zu auszuklopfen oder vorsichtig von Hand zu waschen. Danach am besten an der Luft trocknen lassen, nicht auf der Heizung.
Kleine Details, die den Unterschied machen
Was ich am meisten mag: Jede Geldkatze kann etwas Eigenes haben. Ein kleines Symbol, eine Stickerei, ein Anhänger – solche Dinge geben ihr Charakter.
Ich kenne eine Händlerin, die ihre Geldkatze mit Glasperlen bestickt hat. Sah fantastisch aus, aber nicht kitschig. Ein Freund von mir hat auf seine Lederkatze ein Runenzeichen geprägt. Ich selbst habe eine kleine Metallniete in Form eines Wolfskopfs draufgesetzt – einfach, weil es zu meinem Charakter passt.
Du kannst auch ein kleines Innenfutter einnähen. Das schützt Münzen und dämpft Geräusche. Manche benutzen sogar ein Stück Filz, das sie lose hineinlegen.
Mehrere Geldkatzen? Durchaus sinnvoll
Ich habe mittlerweile fünf. Kein Witz.
Eine für den Markt, eine fürs LARP, eine für mein Alltagsgewand, eine kleine als Ersatz und eine alte, die ich manchmal absichtlich abgenutzt trage. Das klingt vielleicht übertrieben, aber jede hat ihren Zweck.
Wenn du verschiedene Rollen spielst – etwa mal Handwerker, mal Händler, mal Bettler – dann passt eben nicht eine für alles. Eine alte, geflickte Stoffkatze erzählt eine andere Geschichte als eine glatte Lederversion.
Die Geldkatze als Symbol
Im Mittelalter war die Geldkatze nicht nur ein Gebrauchsgegenstand, sondern auch ein Zeichen von Reichtum. Wer eine große, volle Geldkatze trug, galt als wohlhabend. Manche zeigten sie bewusst sichtbar – eine Art Statussymbol.
Auch in Redewendungen lebt das weiter. Wenn man sagt, jemand „schnürt die Katze zu“, meint man, dass er geizig ist. Das kommt direkt aus jener Zeit, als man die Geldkatze zuschnürte, um sie zu sichern.
Ich finde solche sprachlichen Überbleibsel faszinierend. Sie zeigen, wie tief manche Dinge in unserer Kultur verwurzelt sind, auch wenn wir längst keine Geldkatzen mehr im Alltag tragen.
Wie sie zu deinem Charakter passt
Die Geldkatze sagt viel über deine Rolle aus – mehr, als man denkt.
Ritter oder Edelmann
Glattes, dunkles Leder, vielleicht mit einem geprägten Wappen. Schlicht, aber hochwertig.
Händler oder Handwerker
Etwas größer, funktional, mit Innenfächern. Du brauchst Platz für Münzen, vielleicht eine Feder, einen kleinen Zettel.
Magd oder Knecht
Einfach, oft aus Stoff, manchmal geflickt. Sie darf Gebrauchsspuren haben. Das wirkt echter als alles andere.
Gaukler oder Dieb
Auffällig oder versteckt – je nach Rolle. Eine flache Geldkatze unter der Kleidung kann beim Spiel sehr nützlich sein.
Rollenspiel mit der Geldkatze
Wenn du LARP spielst, kannst du deine Geldkatze wunderbar in Szenen einbauen.
Ich hatte mal eine Situation, in der mir ein anderer Spieler „aus Versehen“ meine Geldkatze klaute – und ich spielte den aufgebrachten Schmied, der sie suchte. Am Ende fanden wir sie zusammen wieder, und das Ganze wurde eine richtig gute Spielszene.
Oder nutze sie als Tauschmittel: Münzen gegen Waren, Gefallen gegen Beutel. Solche kleinen Aktionen bringen Dynamik ins Spiel.
Auch schön: Eine zweite, „falsche“ Geldkatze. Eine, die man verlieren kann, ohne dass es weh tut. Ich kenne viele, die das so machen.
Typische Fehler, die du vermeiden solltest
Ein paar Dinge sehe ich immer wieder:
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Moderne Clips oder Karabiner. Das zerstört sofort die Illusion.
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Zu große Beutel. Eine Geldkatze muss handlich bleiben.
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Leere Beutel. Ein bisschen Gewicht gehört dazu – sonst hängt sie schlaff.
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Falsche Farben. Neonfarben oder grelle Töne passen einfach nicht.
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Unpassende Position. Wenn sie zu weit vorne hängt, wirkt es seltsam.
Achte auf diese Kleinigkeiten. Sie machen den Unterschied zwischen „Kostüm“ und „Gewand“.
Wo du gute Geldkatzen bekommst
Mittelaltermärkte sind dafür ideal. Viele Händler fertigen sie direkt vor Ort, oft aus eigenem Leder. Ich bleibe da immer stehen, schaue zu, wie sie das Leder zuschneiden, die Löcher stanzen und nähen. Das hat was Ruhiges, Handwerkliches.
Online gibt es natürlich auch gute Angebote, aber auf einem Markt kannst du sie anfassen, riechen, ausprobieren – das ist was anderes. Und manchmal bekommst du sie sogar individuell angepasst.
Wenn du handwerklich etwas draufhast, mach sie selbst. Alte Lederreste oder Stoffstücke reichen oft schon. Und das Gefühl, wenn du sie trägst, ist einfach besser, wenn du sie selbst gemacht hast.
Persönliche Momente mit meiner Geldkatze
Ich erinnere mich an ein verregnetes LARP in der Oberpfalz. Ich stand am Schmiedefeuer, völlig durchnässt, und meine Geldkatze war klitschnass. Ich dachte, sie wäre ruiniert. Aber sie hat es überlebt. Heute sieht sie besser aus als je zuvor – alt, speckig, ehrlich.
Ein anderes Mal habe ich sie verloren, mitten im Spiel. Ein anderer Spieler hat sie gefunden und mir zurückgebracht – aber im Spiel. Er trat vor mich und sagte: „Herr Schmied, Euch ist wohl etwas entglitten?“ Das war eine kleine Szene, aber sie wirkte so echt, dass mehrere Zuschauer dachten, sie sei gescriptet.
Seitdem sichere ich sie doppelt.
Fazit: Eine kleine Tasche, große Wirkung
Eine Geldkatze ist kein bloßes Detail. Sie ist ein Stück Geschichte, ein Werkzeug, ein Symbol. Sie verleiht deinem Gewand Glaubwürdigkeit und erzählt still, wer du bist – oder wer du sein willst.
Ob du sie kaufst oder selbst machst, spielt keine große Rolle. Hauptsache, sie passt zu dir und zu deiner Figur. Eine gute Geldkatze hält ewig, begleitet dich durch viele Märkte, viele Spiele – und vielleicht sogar durch verschiedene Charaktere.
Wenn du das nächste Mal dein Gewand anlegst, schnür dir deine Geldkatze um. Sie klappert, sie riecht nach Leder, sie fühlt sich echt an. Und vielleicht, wenn du sie öffnest, hörst du darin ein leises Flüstern vergangener Zeiten.