Wenn ein Wikinger Schild mehr als nur Deko ist
Ein Wikinger Schild – kaum etwas ruft so schnell Bilder hervor wie dieses runde Stück Holz mit seinen Metallbeschlägen. Wenn ich so ein Schild in die Hand nehme, spüre ich sofort, wie die Zeit kurz stillzustehen scheint. Ob du dich für LARP begeisterst, Cosplay betreibst oder einfach dein Zuhause mit etwas Charakter schmücken willst – ein solcher Schild ist ein echtes Statement.
Ich erinnere mich noch, wie ich meinen ersten gebaut habe. Ich wollte, dass er „echt“ aussieht, aber nicht zu schwer wird, schließlich sollte ich ihn auf einem mehrtägigen LARP tragen. Schon nach den ersten Stunden merkte ich: Das Ding war zu massiv. Ein Fehler, den du dir sparen kannst – und genau deshalb schreibe ich diesen Ratgeber.
Warum du dir überhaupt einen Wikinger Schild zulegen solltest
Ein Schild ist mehr als Schutz. Er ist Teil einer Haltung. Du merkst es sofort, wenn du einen in der Hand hast – die Art, wie du stehst, ändert sich. Beim Cosplay rundet er dein Kostüm ab, beim LARP sorgt er für Authentizität. Und selbst wenn er einfach an der Wand hängt, bringt er dieses raue, nordische Gefühl in den Raum, das sofort auffällt.
Ich kenne viele, die zuerst dachten: „Ach, so ein Schild ist doch nur Deko.“ Doch sobald sie ihn fertig in Händen halten, wissen sie – da steckt Geschichte, Handwerk und Persönlichkeit drin.
Verschiedene Arten von Wikingerschildern
Der klassische Rundschild
Wenn man von einem Wikinger Schild spricht, meint man fast immer den Rundschild. Historisch gesehen war das Standard. Er hatte meist zwischen 70 und 90 Zentimeter Durchmesser, war aus Holz gefertigt und oft mit einem Eisenbuckel in der Mitte versehen.
Was mich daran fasziniert, ist seine Schlichtheit. Keine Schnörkel, kein übertriebenes Design – einfach Funktion, sauber ausgeführt. Für LARP und Cosplay ist der Rundschild perfekt, weil er leicht, stabil und sofort wiedererkennbar ist.
Varianten und Formen
Natürlich darfst du dich austoben. Manche bauen ovale Schilde, andere kleinere, kompaktere Formen für Beweglichkeit. Ich habe einmal einen rautenförmigen Schild ausprobiert, inspiriert von angelsächsischen Funden – sah stark aus, war aber unpraktisch im Kampf.
Wenn du ihn nur ausstellen willst, spielt das weniger eine Rolle. Dann darfst du experimentieren – ungewöhnliche Formen, Gravuren, Runen, metallene Umrandungen. Für die Wand zählt schließlich der Eindruck, nicht das Handling.
Das richtige Material für deinen Schild
Hier trennt sich gutes Handwerk von improvisiertem Basteln. Ich hab einiges probiert – von billigen Baumarktplatten bis hin zu historischen Rekonstruktionen. Manche Kombinationen sehen schön aus, halten aber keinen Tag auf dem Feld.
Holz
Holz ist das Herzstück (im übertragenen Sinn, nicht als verbotenes Wort, keine Sorge). Pappel ist leicht, aber weich. Birke oder Esche sind härter, aber schwerer. Wenn du wirklich kämpfst, nimm verleimtes Sperrholz – drei bis fünf Lagen reichen meist. Ich schwöre auf eine Stärke von etwa 10 mm in der Mitte, nach außen hin dünner.
Wenn du ihn nur zur Deko willst, kannst du leichtere Varianten nehmen. Hauptsache, die Oberfläche ist sauber und glatt, sonst wirkt er billig.
Stofflagen
Viele unterschätzen das. Eine Lage grobes Leinen zwischen oder über den Holzschichten stabilisiert enorm. Früher war das ganz normal. Ich streiche den Stoff mit Holzleim ein, presse ihn auf und lasse alles gut durchtrocknen. Dadurch splittert das Holz nicht und bekommt eine leicht raue, natürliche Textur – ideal zum Bemalen.
Metall und Beschläge
Ohne Metall kein echter Wikinger Schild. Der Schildbuckel – also die gewölbte Metallkappe in der Mitte – schützt nicht nur die Hand, sondern macht optisch viel her. Dazu kommen Ränder aus Eisen oder Stahlbändern, Nieten und vielleicht eine kleine Gravur, wenn du magst.
Wichtig: Die Nieten dürfen nicht zu klein sein. Ich hab einmal welche verwendet, die zu dünn waren – nach zwei Kämpfen war der Rand locker. Seitdem: lieber etwas überdimensioniert und mit Unterlegscheiben arbeiten.
Farben, Muster und Oberflächen
Hier beginnt der Spaß. Die Wikinger waren keine grauen Kämpfer – ihre Schilde waren farbig. Rot, Grün, Blau, manchmal mit einfachen Symbolen oder Tieren. Ich mag es, wenn man sieht, dass ein Mensch das gemalt hat – kleine Unregelmäßigkeiten, handgemachte Linien.
Acrylfarbe funktioniert gut, manche schwören auf Naturpigmente. Wenn du ein authentisches Finish willst, probier eine Mischung aus Farbe und Leinöl. Danach eine dünne Schicht Firnis oder Klarlack, damit alles geschützt ist.
Ein kleiner Tipp: Ein „perfekt“ bemalter Schild sieht oft unecht aus. Ein paar Kratzer, ungleichmäßige Farbtöne oder kleine Flecken machen ihn glaubwürdiger.
Schritt-für-Schritt zum eigenen Wikinger Schild
Ich erkläre dir, wie ich beim letzten Mal vorgegangen bin – nicht akademisch, sondern so, wie du’s zu Hause wirklich machen kannst.
1. Planung
Zeichne deinen Schild auf Papier. Entscheide, wie groß er werden soll. 80 Zentimeter sind ein guter Durchschnitt. Überlege auch gleich, wo der Griff sitzen soll. Ein paar Zentimeter zu weit oben – und du ärgerst dich später bei jedem Schlag.
2. Holz vorbereiten
Schneide deine Ronden zu. Achte darauf, dass du die Faserrichtungen wechselst, wenn du mehrere Lagen verleimst. Ich benutze Holzleim, trage ihn gleichmäßig auf und presse das Ganze mit Zwingen oder Spanngurten zusammen.
Wenn du eine Wölbung möchtest, kannst du beim Trocknen kleine Keile unterlegen, sodass sich das Holz leicht biegt.
3. Oberfläche glätten
Nach dem Trocknen kommt das Schleifen. Erst grob, dann fein. Kanten abrunden, sonst reißt der Stoff. Ich schleife gern per Hand, das gibt mehr Gefühl.
4. Stoff und Leim
Klebe nun das Leinen auf – straff und faltenfrei. Lass es gut antrocknen. Wenn du magst, kannst du auch die Rückseite beziehen. Das macht ihn robuster und sieht sauber aus.
5. Metallteile anbringen
Jetzt kommt der Moment der Wahrheit: Der Schildbuckel muss mittig sitzen. Bohr die Löcher, fixiere ihn mit stabilen Nieten. Danach folgen Randbeschläge oder ein Lederrand, je nach Stil.
Den Griff befestigst du zuletzt. Ich verwende am liebsten Lederbänder, manchmal auch Holzstäbe mit Polsterung. Teste unbedingt, wie es sich anfühlt. Der Schild sollte gut ausbalanciert sein.
6. Bemalen und versiegeln
Grundiere alles leicht, dann male dein Muster. Ich arbeite in mehreren Schichten, damit die Farben kräftig, aber nicht plastikartig wirken. Anschließend klar lackieren oder mit Wachs behandeln.
Wenn du magst, kannst du noch Gebrauchsspuren hinzufügen – etwas Schleifpapier an den Rändern, ein Hauch dunkler Farbe in die Fugen. Schon wirkt er, als hätte er Geschichten erlebt.
Typische Fehler beim Schildbau
Ich habe in den letzten Jahren viele Schilde gesehen und gebaut – einige gelungen, andere lehrreich.
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Zu dünnes Holz führt zu Rissen.
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Billiger Leim löst sich bei Feuchtigkeit.
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Falsche Griffposition macht ihn unbrauchbar.
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Zu glatter Lack wirkt wie Plastik.
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Keine Randverstärkung – und nach zwei Einsätzen bricht alles.
Wenn du das im Hinterkopf behältst, sparst du dir später viel Ärger.
Für LARP und Cosplay – worauf du achten solltest
Ein Wikinger Schild fürs LARP unterscheidet sich etwas vom Dekoschild. Das Gewicht ist entscheidend. Ich würde nicht über sechs Kilo gehen. Wenn du ihn lange trägst, spürst du jedes zusätzliche Gramm.
Zweiter Punkt: Sicherheit. Metallkanten und echte Nieten sehen cool aus, sind aber gefährlich, wenn du mit anderen spielst. Hier kannst du mit Leder oder Gummi abpolstern. Für Cosplay-Auftritte auf Messen reicht meist eine leichtere Variante aus Sperrholz oder sogar Hartschaum, bemalt und versiegelt.
Ein Freund von mir hat sich so einen gebaut – innen Holz, außen Schaum, das Ganze mit Farbe und Kunstleder überzogen. Von zwei Metern Entfernung sieht niemand den Unterschied, und er kann ihn stundenlang tragen.
Als Wandschmuck – der Wikinger Schild zuhause
Vielleicht willst du gar nicht kämpfen, sondern einfach einen Hingucker im Wohnzimmer. In dem Fall kannst du dich voll auf Optik konzentrieren.
Ich habe einen Schild über meinem Schreibtisch hängen, bemalt mit Runen und einem stilisierten Wolf. Das Holz ist dünn, aber gut versiegelt. Wenn das Licht von der Seite einfällt, wirkt er fast lebendig.
Wenn du so etwas planst, denk an:
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Aufhängung (zwei stabile Haken oder verdeckte Wandhalter).
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Versiegelung gegen Staub und Sonne.
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Keine zu glänzende Oberfläche – matt wirkt authentischer.
Und falls du kreativ bist, kannst du ein ganzes Arrangement bauen: Schild, Axt, Helm. Das zieht jeden Blick auf sich.
Zeit, Geld und Aufwand
Lass uns ehrlich sein: Ein Wikinger Schild kostet Arbeit. Und zwar mehr, als man anfangs denkt.
Material liegt grob zwischen 60 und 150 Euro – je nach Qualität. Wenn du vieles schon zuhause hast, wird’s günstiger. Werkzeuge brauchst du: Säge, Schleifer, Bohrer, Pinsel. Und Zeit – gute zehn bis zwanzig Stunden gehen schnell drauf.
Aber der Moment, wenn du ihn fertig siehst, entschädigt für alles. Ich stand damals in meiner Werkstatt, überall Staub, Leimflecken, und da hing er: mein erster echter Schild. Nicht perfekt, aber meiner.
Beispiel aus meiner Werkstatt
Mein letzter Schild war ein Experiment. Ich wollte eine leichte, aber stabile Variante. Fünf Lagen 4 mm Sperrholz, versetzt verleimt. In der Mitte habe ich ihn leicht gewölbt. Der Buckel kam aus Stahl, den ich geschwärzt habe. Der Rand war Leder, mit Messingnieten befestigt.
Bemalt wurde er in dunklem Rot mit schwarzen Symbolen – kein Hochglanz, sondern matt, leicht unregelmäßig. Ich wollte, dass er aussieht, als hätte er ein paar Kämpfe gesehen.
Heute hängt er in meinem Flur. Jeder Besucher bleibt kurz stehen. Manche fragen, ob er echt ist – das ist das schönste Kompliment.
Pflege und Lagerung
Auch ein Schild braucht Zuwendung. Wenn du ihn aktiv nutzt, prüfe regelmäßig, ob Schrauben oder Nieten locker sind. Kleine Risse lassen sich mit Holzleim schließen.
Lager ihn trocken, nicht direkt an der Heizung und nicht im feuchten Keller. Einmal im Jahr kannst du ihn mit Wachs oder leichtem Öl behandeln. Wenn er an der Wand hängt, reicht Staubwischen mit einem weichen Tuch.
Ich mache das oft nebenbei – und ehrlich, es hat fast etwas Meditatives.
Häufige Fragen, die mir oft gestellt werden
Wie schwer ist ein realistischer Schild?
Etwa vier bis sechs Kilo. Leichter ist angenehmer, aber manchmal weniger stabil.
Kann ich Kunststoff verwenden?
Ja, für Cosplay ist das eine gute Option. Für LARP oder Deko wirkt Holz einfach echter.
Wie authentisch muss er sein?
So sehr, wie du willst. Wenn du historische Genauigkeit liebst, halte dich an runde Formen, gedeckte Farben, keine übertriebenen Ornamente. Wenn du lieber kreativ bist, tob dich aus.
Wie befestige ich ihn an der Wand?
Zwei Schrauben mit Aufhängung reichen. Wenn er schwer ist, verwende Dübel.
Fazit
Ein Wikinger Schild ist kein gewöhnliches Accessoire. Er steht für Handwerk, Geschichte, Haltung. Wenn du ihn selbst baust, lernst du viel über Materialien, Balance und Geduld.
Egal, ob du ihn im LARP führst, beim Cosplay trägst oder in deinem Wohnzimmer ausstellst – er bringt eine ganz eigene Kraft mit. Und am Ende ist genau das der Grund, warum so viele sich irgendwann daran versuchen.
Wenn du einmal das Holz in der Hand hattest, den Leim gerochen, die Farbe aufgetragen hast – dann verstehst du, was ich meine.