Das Falchion – Ein Schwert mit Geschichte, Kraft und Charakter
Das Falchion. Schon das Wort hat etwas Raues, etwas Archaisches. Wenn ich an mein erstes Falchion denke, rieche ich noch den Geruch von geschmiedetem Stahl, ein wenig Öl und diese leise Ahnung von Gefahr, die in der Luft liegt, wenn man eine Waffe in der Hand hält. Für mich war es damals keine bloße Requisite, sondern ein Stück Geschichte, das man anfassen konnte.
Vielleicht geht es dir ähnlich. Du hast irgendwo ein Bild gesehen – ein Krieger mit einer breiten, einschneidigen Klinge, die fast an ein Beil erinnert. Und du hast dich gefragt: Was ist das eigentlich für ein Schwert? Woher kommt es? Und warum sieht es so anders aus als die eleganten Langschwerter, die man sonst so mit Rittern verbindet?
Ich erzähle dir, was ich über das Falchion gelernt habe – als Sammler, als LARP-Spieler und als jemand, der sich seit Jahren mit historischen Waffen beschäftigt.
Woher das Falchion kommt – und warum es so besonders ist
Das Falchion ist kein Schwert, das man in jedem Museum in zehn Varianten findet. Im Gegenteil: Nur wenige Originale haben die Jahrhunderte überdauert. Manche sind in England aufgetaucht, andere in Nordfrankreich, einzelne Stücke in Mitteleuropa.
Der Begriff leitet sich vermutlich vom lateinischen falx ab – was „Sichel“ bedeutet. Und genau das beschreibt den Charakter dieser Waffe ziemlich gut. Ein Falchion ist einschneidig, die Klinge oft leicht gekrümmt oder nach vorn verbreitert. Es sieht ein bisschen aus, als hätte jemand ein Bauernwerkzeug veredelt und zu einer Waffe gemacht.
Im Mittelalter war das Falchion vor allem bei Fußsoldaten beliebt. Ritter bevorzugten teurere Doppelschwerter oder Langschwerter, während einfache Krieger mit diesem pragmatischen, robusten Werkzeug kämpften. Es war günstiger herzustellen, leichter zu warten – und hatte eine Wucht, die in Nahkämpfen brutal effektiv war.
Ich habe einmal eine Replik des sogenannten Conyers Falchion in der Hand gehalten – das Original hängt heute in der Kathedrale von Durham. Die Klinge war schwer, fast kopflastig, aber sie lag erstaunlich lebendig in der Hand. Wenn du den Schwung spürst, merkst du sofort, dass das keine feine Degenwaffe ist. Das ist ein Schwert, das schneidet. Nicht mehr, nicht weniger.
Verschiedene Formen des Falchion
Nicht jedes Falchion sieht gleich aus. Es gibt ein paar Formen, die sich über die Jahrhunderte entwickelt haben. Manche wirken eher wie ein Hackmesser, andere gehen fast in Richtung Säbel.
Das Cleaver-Falchion
Die „Cleaver“-Form erinnert stark an ein Fleischerbeil. Eine breite, fast rechteckige Klinge, ein kräftiger Rücken und eine massive Spitze. Damit konntest du durch Leder, Knochen oder Holz schlagen, wenn es sein musste. Für den Kampf gegen ungepanzerte Gegner war das perfekt.
Im LARP-Bereich sieht man diese Variante oft bei brutalen Charakteren – Orks, Barbaren, Söldner. Das passt, weil das Design so roh und martialisch wirkt. Wenn du so ein Ding ziehst, merkt jeder sofort, dass du keinen Tanz aufführst, sondern kämpfen willst.
Das Cusped-Falchion
Diese Variante ist etwas feiner. Die Klinge läuft meist gerade, aber an der Spitze gibt’s eine kleine Einbuchtung oder einen Clip. Das verleiht dem Schwert eine interessante Silhouette – und im echten Kampf etwas mehr Kontrolle.
Ein bekanntes Beispiel ist das Thorpe Falchion aus dem 14. Jahrhundert. Ich habe mal ein Replikat davon getestet. Es war spürbar leichter und ließ sich besser führen. Du kannst damit nicht nur hacken, sondern auch feiner parieren oder Stoßbewegungen andeuten.
Spätere Varianten
Im 15. und 16. Jahrhundert veränderte sich die Form. Die Klingen wurden schmaler, teils mit geradem Rücken, teils mit Säbelcharakter. Der Übergang zwischen Messer, Falchion und Kurzschwert wurde fließend. Manche Schmiede experimentierten mit Verzierungen oder asymmetrischen Spitzen.
Wenn du ein Sammler bist, lohnt sich ein Blick auf die sogenannten Elmslie-Typen. Das ist eine Klassifikation für einschneidige mittelalterliche Schwerter. Damit kannst du gezielt herausfinden, welche Form zu welcher Epoche passt.
Das Falchion im Kampf – keine Waffe für Zaghafte
In der Theorie kann man viel über Gewichte und Winkel reden. In der Praxis zählt, was passiert, wenn du das Falchion schwingst.
Der Schwerpunkt liegt oft weiter vorne als bei einem Langschwert. Das bedeutet: Du brauchst weniger Kraft, um Wucht zu erzeugen – aber mehr Kontrolle, um den Schwung abzufangen. In der Hand fühlt es sich lebendig an, manchmal ungezähmt.
Ich erinnere mich an ein Training in einer historischen Fechtschule. Einer der Teilnehmer hatte eine stumpfe Falchion-Replik. Beim ersten Hieb klang es wie ein dumpfer Schlag auf ein Holzbrett. Der Trainer nickte und meinte: „Genau das ist die Idee – das Ding schneidet, wenn du ihm Raum gibst.“
Gegen gepanzerte Gegner war das Falchion weniger geeignet. Die Wucht brachte zwar Wirkung, aber nicht die Durchdringung eines Stiches. Doch gegen leichte Rüstung, Leder oder Kettengeflecht konnte es enormen Schaden anrichten. In vielen Chroniken wird es deshalb als „Bauernschwert“ bezeichnet – eine ehrliche, rohe Waffe für ehrliche, rohe Kämpfe.
Das Falchion im LARP – Requisite, Werkzeug, Charaktermerkmal
Wer schon mal auf einem LARP war, kennt das Gefühl, wenn man zum ersten Mal die eigene Waffe zieht. Das Adrenalin, das Rascheln der Rüstung, das Gewicht in der Hand.
Ein Falchion ist dafür perfekt, wenn du einen Charakter spielst, der nicht filigran kämpft, sondern mit Kraft, Mut und Entschlossenheit. Die Form wirkt bedrohlich, aber nicht übertrieben.
Worauf du beim Kauf achten solltest
Wenn du ein Falchion fürs LARP suchst, gibt es ein paar Dinge, auf die du achten solltest:
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Sicherheitsstandard: Achte darauf, dass der Kern (meist Glasfaser) gut gepolstert ist. Keine scharfen Kanten, keine losen Stellen. Vor jeder Veranstaltung solltest du dein Schwert prüfen.
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Balance: Das Gewicht muss stimmen. Wenn die Waffe zu kopflastig ist, ermüdest du schnell. Eine gute Balance liegt meist knapp über dem Parier.
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Länge: Für die meisten Charaktere reicht eine Klinge von 70 bis 90 cm. Länger wird schnell unhandlich.
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Pflege: Latex- oder Schaumstoffwaffen brauchen Pflege. Ein bisschen Silikonöl oder Latexmilch hält die Oberfläche geschmeidig und schützt sie vor Austrocknung.
Ich habe in den letzten Jahren bestimmt ein Dutzend LARP-Falchions ausprobiert. Die besten waren immer die, bei denen der Griff stabil, aber nicht zu dick war. Wenn der Griff rutscht, verlierst du die Kontrolle – und das sieht nicht nur blöd aus, es kann auch gefährlich werden.
Einsatz im Spiel
Im Spiel ist das Falchion dein Werkzeug für Wucht. Du kannst schnelle, kurze Hiebe setzen, oder kraftvolle Schwünge. Wenn du willst, kannst du damit sogar parieren, solange du die Bewegungen weich hältst.
Ich habe einmal einen Dunkelelf gespielt, der mit einem Falchion kämpfte, dessen Griff in Knochenoptik gestaltet war. Das sah fantastisch aus. Jeder Schlag hatte dieses visuelle Gewicht. Wenn du also deinen Charakter baust, denke auch an das Design der Waffe. Ein Falchion kann deinen Stil prägen.
Für Sammler – das Falchion als Stück Geschichte
Wenn du das Schwert nicht schwingen, sondern ausstellen willst, dann gelten andere Regeln.
Ein gutes Sammlerstück erkennst du daran, dass es authentisch wirkt. Die Form, die Maße, die Balance – alles sollte an historische Vorbilder angelehnt sein. Billige Edelstahlmodelle sind oft nur Deko. Wer Wert auf Handwerkskunst legt, greift zu geschmiedeten Repliken aus Feder- oder Kohlenstoffstahl.
Ich habe mir einmal eine handgeschmiedete Replik des Thorpe Falchion anfertigen lassen. Der Schmied hat zwei Monate daran gearbeitet. Als ich sie das erste Mal sah, war ich sprachlos: feine Hammerschläge, dezente Schleifspuren, ein Griff aus geöltem Holz mit einer Messing-Parierstange. Kein glänzendes Dekoobjekt, sondern etwas Echtes.
Ein Tipp: Wenn du ein Falchion sammelst, führe ein kleines Begleitheft. Notiere Maße, Gewicht, Herkunft der Schmiede, und am besten Fotos. Das erhöht später den Wert – und zeigt, dass du dich ernsthaft mit der Waffe beschäftigst.
Pflege und Aufbewahrung
Ob LARP-Waffe oder Stahlschwert – Pflege ist Pflicht.
Stahlmodelle solltest du regelmäßig leicht ölen. Kein dickes Fett, sondern ein feines Waffenöl. Das schützt vor Rost und lässt die Oberfläche leben. Holzgriffe freuen sich über gelegentliche Pflege mit Leinöl oder Wachs.
Wenn du dein Falchion ausstellst, vermeide direkte Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeit. Ich kenne Sammler, deren Waffen nach Jahren leichte Flugroststellen bekamen, weil sie in zu trockenen Räumen hingen.
LARP-Waffen brauchen ebenfalls Aufmerksamkeit: nach jedem Spiel abwischen, in kühlen, dunklen Räumen lagern und regelmäßig mit Silikon einsprühen. Ich weiß, das klingt nach Aufwand, aber glaub mir – so ein Schwert begleitet dich viele Jahre, wenn du es gut behandelst.
Falchion im Vergleich zu anderen Schwertern
Ein kleiner Vergleich hilft, den Charakter dieser Waffe besser einzuordnen:
| Schwerttyp | Hauptvorteil | Nachteil | Stil |
|---|---|---|---|
| Falchion | enorme Schneidkraft, imposante Wirkung | weniger für Stiche geeignet | rustikal, bodenständig |
| Langschwert | ausgewogen, vielseitig | braucht mehr Technik | ritterlich, klassisch |
| Säbel | sehr schnell, elegant | empfindlicher Griff | später, eher Renaissance |
| Messer / Großes Messer | kompakt, effektiv | kurze Reichweite | pragmatisch |
Das Falchion steht irgendwo zwischen Messer und Schwert – kräftig, direkt, kompromisslos. Wenn du eher auf rohe Kraft als auf Fechtkunst setzt, dann passt es perfekt zu dir.
Worauf du beim Kauf achten solltest – meine persönliche Checkliste
Ich hab über die Jahre gelernt, dass man beim Kauf eines Falchions ein paar Dinge beachten sollte, um nicht enttäuscht zu werden:
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Verwendungszweck: Willst du kämpfen oder sammeln?
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Verarbeitung: Schau dir den Übergang von Klinge zu Griff genau an. Lose Stellen sind ein Warnsignal.
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Gewicht: Lieber etwas leichter, dafür besser zu führen.
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Griffmaterial: Holz, Leder oder Kordel? Wichtig ist, dass es rutschfest ist.
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Optik: Sie sollte zu deinem Charakter oder deiner Sammlung passen – das Auge kämpft schließlich mit.
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Hersteller: Kleine Schmieden liefern oft bessere Qualität als Massenware.
Ich selbst habe einmal ein günstiges Online-Falchion bestellt – auf den Fotos großartig, in echt war es ein schwerer, schlecht ausbalancierter Brocken. Seitdem kaufe ich nur noch bei Schmieden, die ihre Stücke wirklich testen.
Kleine Geschichte vom Markt
Auf einem Mittelaltermarkt in Bayern – es war heiß, der Duft von Braten lag in der Luft – stand ich vor einem Schmiedestand. Der Schmied, ein bärtiger Mann mit Rußflecken im Gesicht, legte mir ein Falchion in die Hand.
„Probier mal“, sagte er nur.
Ich hob es an, schwang es leicht. Der Schlag ging in den Boden, als hätte ich einen Ast durchtrennt. Das Gewicht, der Klang, das Gefühl – das war kein bloßes Stück Metall. Das war Geschichte.
Ich habe das Schwert nicht gekauft, es war mir damals zu teuer. Aber der Moment hat sich eingebrannt. Wenn ich heute ein Falchion sehe, denke ich an diesen Geruch von Schmiedefeuer und Leder.
Fazit – Warum das Falchion so faszinierend bleibt
Das Falchion ist kein elegantes Ritterschwert und kein zeremonielles Schaustück. Es ist ein Werkzeug des Kampfes, geboren aus Notwendigkeit und handwerklicher Klugheit. Vielleicht gerade deshalb hat es so viel Charakter.
Ob du es im LARP führst, an der Wand hängen hast oder einfach nur bewunderst – ein Falchion trägt immer ein Stück Geschichte in sich. Wenn du es anfasst, spürst du die Verbindung zu Menschen, die vor Jahrhunderten mit denselben Formen gekämpft haben.
Und vielleicht ist das der wahre Reiz solcher Waffen: Sie erzählen etwas. Nicht nur über Krieg, sondern über Mut, Handwerk und den Willen, etwas Bleibendes zu schaffen.