Seite wählen

Gugel

Was ist eine Gugel im Mittelalter-LARP?

Schon am ersten LARP-Wochenende trug ich eine Gugel – und fühlte mich… naja, sehr mittelalterlich. Eine Gugel (das Wort stammt aus dem Mittelhochdeutschen „gugele“) ist eine Kapuze oder Haube, oft mit Stoffzipfeln oder längeren Ausläufern. Im Mittelalter diente sie dazu, Kopf und Nacken zu schützen, später war sie auch modisches Element. Im LARP ist die Gugel ein praktischer wie stimmiger Bestandteil einer mittelalterlichen Kleidung.

Im Folgenden erzähle ich dir, wie du eine Gugel für dein Kostüm auswählst, nähst, kombinierst und pflegst – aus meiner Erfahrung, mit Tipps und Warnungen.


Warum überhaupt eine Gugel tragen?

Praktischer Nutzen

Die Gugel schützt vor Wind, Regen und Sonne. Wenn der Wind pfeift, zieht sie über Schultern und Rückseite. Bei Regen kann der Stoff über den Nacken fallen. In Zelten mit offener Bauweise oder bei Durchlüftung hilft sie, dich warm zu halten.

In kühlen Abendstunden, wenn die Lagerfeuer glimmen, ist eine Haube allein oft zu wenig. Die Gugel ergänzt sie ideal. Ich erinnere mich an einen Wintermarkt, da hat mir meine rote Gugel wirklich das Leben gerettet – zumindest gegen das Frösteln.

Stimmiger Look & Authentizität

Eine Gugel unterstreicht, dass dein Kostüm nicht nur aus Hut + Tunika besteht. Sie schafft Übergänge zwischen Mantel, Tunika und anderen Elementen. In vielen Darstellungen des Hoch- und Spätmittelalters sieht man Gugel-ähnliche Kopfbedeckungen bei Handwerkern, Reisenden, Rittern (unter dem Helm) etc.

Wenn du authentisch wirken willst, ist die Gugel fast unverzichtbar. Sie zeigt, dass du dich mit dem Stil auseinandergesetzt hast – und nicht nur irgendein Fantasiekostüm trägst.


Materialwahl: Stoff, Schnitt & Eigenschaften

Welcher Stoff eignet sich?

Ein dicker Wollstoff ist ideal. Er wärmt, fällt gut und ist historisch vertretbar. Beim Mittelalter-LARP verwende ich oft Woll-Leinen-Mischungen, da sie robust sind, etwas preiswerter und angenehmer im Alltag. Reinleinen ist möglich, wenn du eine leichtere Gugel willst – zum Beispiel für Sommer-Events.

Wichtig ist, dass der Stoff nicht zu dünn ist (sonst verrutscht die Form), aber auch nicht so steif, dass die Zipfel unnatürlich stehen. Ein etwas fallender, weicher Stoff erzeugt schöne Bewegungen. Für Innenfutter kannst du feineren Stoff verwenden, damit der Übergang zur Haut angenehm ist.

Farbe & Gestaltung

Ich bevorzuge gedeckte Farben: Dunkelgrün, Braun, Grau, Rotbraun. Das wirkt nicht aufdringlich, sondern fügt sich ins Bild. Wenn du einen bestimmten Stil oder eine fiktive Gruppe spielst, darfst du Akzente setzen: z. B. eine kontrastfarbene Blende oder Streifen.

Verzierung durch bestickte Kanten, Ziernaht oder Lederriemchen ist möglich – aber nicht übertrieben. Die Gugel soll dein Kostüm ergänzen, nicht dominieren.

Schnittmerkmale, die wichtig sind

  • Kapuzenteil: das, was über den Kopf reicht. Es sollte tief genug sein, dass es den Nacken bedeckt.

  • Mantelteil / Schulterteil: Viele Gugel-Modelle haben Erweiterungen über Schultern oder Rückseite, oft als zwei Flügel oder Stoffbahnen.

  • Zipfel / Seitenzipfel: Manche Gugel enden in langen Zipfeln oder Höckern. Das wirkt dramatisch – bei leichten Stoffen allerdings schnell unpraktisch.

  • Nahtführung: Sauber gearbeitete Nähte helfen, dass sich nichts verzieht. Wenn du Kanon sorgfältig einhältst, nutze französische Nähte oder versäubil den Stoff.


Schnitt und Maße: Wie du deine Gugel anpasst

Vermessung & Überlegungen

Bevor du mit dem Zuschneiden beginnst, messe:

  • Kopfumfang: über Stirn und Hinterkopf.

  • Schulterbreite: von Schulterkante zu Schulterkante.

  • Abstand vom Scheitel zu gewünschter Länge vorne, hinten, Seite.

Ich zeichne mir meist auf Papier einen provisorischen Schnitt mit den Maßen, probiere ein grobes Modell aus günstigen Stoffen (Probestück) – so vermeide ich später böse Überraschungen.

Grundschnitt skizzieren

Ein einfacher Schnitt besteht aus zwei symmetrischen Hälften (links und rechts). Der Schnitt ungefähr so:

  1. Ein Kapuzenbogen (von Stirnhöhe hinauf, über den Scheitel und hinab zum Nacken).

  2. Die Seiten fortgeführt auf Schulterniveau.

  3. Zwei Zipfel optional, von der Seite her abfallend.

Bei meinem ersten Modell war die Kapuze zu flach – sie saß bei Bewegungen nicht über dem Kopf. Daher zeichne ich jetzt bewusst einen großzügigen Bogen ein. Experimente helfen oft.

Anpassungen & Extras

  • Wenn du vorhast, eine Kettenhaube oder einen Helm drunter zu tragen, rechne etwas Zugabe ein.

  • Für Bewegungsfreiheit kannst du hinten eine tiefe Mittelnaht setzen, sodass die Rückseite großzügiger fällt.

  • Wenn du planst, eine Gugel mit Kragen oder Stehkragen zu machen, zeichne ihn separat und nähe ihn an.


Nähen der Gugel – Schritt für Schritt

Ich führe dich durch meinen Standardablauf – du kannst nach Belieben abändern.

Vorbereitung

  1. Stoffstück zuschneiden (Schnitt auflegen, markieren, mit Rollschneider oder Stoffschere ausschneiden).

  2. Alle Teile für links und rechts markieren (rechts/links orientiert sich auf Blick von außen).

  3. Optional: Futter zuschneiden (etwas kleiner als die äußere Hülle).

Nähen des Kapuzenbogens

  • Lege die beiden Hälften rechts auf rechts, schließe die Mittelnaht entlang des Kapuzenbogens.

  • Wenn du ein Futter hast: zuerst das Futter nähen, dann das Außenmaterial.

  • Bei Zipfeln: achte darauf, dass die Zipfelenden sauber verarbeitet werden – spitz zulaufend.

Verbindung zu Schulter- / Mantelteil

  • Die Gugel wird meist an der Schulter bzw. Mantel oder Tunika befestigt oder über Schultern gezogen.

  • Wenn dein Schnitt einen „Mantelteil“ enthält: nähe die Seitennaht unter der Achsel durch.

  • Achte, dass die Gugel über Schultern und Rücken stimmig fällt – teste schon beim Nähen.

Saum & Versäuberung

  • Versäubere Kanten (Zickzackstich oder Overlock).

  • Für sichtbare Kanten nutze einen schmalen Saum oder Zwillingsnadel. Bei Leinen kannst du Rollsaum oder französische Naht verwenden.

  • Wenn gewünscht: schmücke die Kanten mit Ziernaht oder Perlgarn.

Letzte Anpassungen & Feinjustierung

  • Probiere die Gugel an – mit Tunika, Mantel, ggf. Helm.

  • Schiebe Stoff im Nacken zurecht. Kürze eventuell zu lange Zipfel oder verlängere, falls sie zu kurz sind.

  • Bei Zug oder Falten: kleine Abnäher einarbeiten oder Nahtzugabe anpassen.


Kombinieren mit Kostüm und Ausrüstung

Unter einem Umhang

Eine Gugel funktioniert gut unter einem Umhang. Sie sorgt dafür, dass kein nackter Übergang zwischen Kapuze und Umhang sichtbar ist. Wenn dein Umhang eine Kapuze hat, kann die Gugel darunter hervorschauen und das Bild abrunden.

Ich habe eine Gugel in rot mit braunem Umhang kombiniert – das gab einen harmonischen Kontrast. Achte darauf, dass Stoffarten zueinander passen: nicht zu widersprüchlich in Gewicht oder Textur.

Unter einem Helm oder Kettenhaube

Wenn du im Kampf unterwegs bist, trägst du wahrscheinlich Helm oder Kettenhaube. Die Gugel kann darunter als Polster oder zusätzlicher Schutz dienen. Sie verhindert Hautkontakt mit Metall und kann Druckstellen mildern.

Ich habe einmal eine dünne Leinen-Gugel direkt unter dem Kettengeflecht getragen – und sie hat kleine Hautscheuerungen vermieden.

Mit Tunika und Wams

Du kannst die Gugel offen tragen (also über den Schultern liegend) oder geschlossen unter dem Wams. Wenn dein Wams eng anliegt, achte darauf, dass die Gugel nicht störend zwischen Körper und Wams drückt. In manchen Fällen nähe ich einen Schlitz oder Knöpfe ein, damit die Gugel bequem in den Wams passt.

Farb- & Stilabstimmung

Es wirkt stimmiger, wenn die Gugel sich farblich in dein Kostüm einfügt. Wenn deine Tunika z. B. dunkelgrün ist, dann wähle eine Gugel in Braun oder Ocker – also Farben, die nicht zu kontrastreich sind. Ein zu grelles Stoffstück wirkt unpassend.

Wenn du Akzente hast (z. B. Gürtel, Wappen), kannst du kleine Details in ähnlichen Tönen an der Gugel anbringen – z. B. einen schmalen Streifen am Rand.


Tipps zur Pflege und Lagerung

Reinigung

Wollstoffe mag ich am liebsten mit Handwäsche in kaltem Wasser – ganz vorsichtig. Ich nutze ein sanftes Waschmittel, spüle gründlich und drücke überschüssiges Wasser aus (nicht wringen!). Danach lege ich sie flach auf ein Handtuch und rolle das Wasser raus. Anschließend lufttrocknen. Wenn du Leinen verwendet hast: Mäßige Temperatur im Waschgang ist okay, aber nicht heiß.

Nie heiß bügeln, besonders nicht über etwa 110 °C. Bei Bedarf mit Dampf und ein feuchtes Tuch dazwischen arbeiten.

Aufbewahrung

Hänge sie nicht auf scharfe Kleiderbügel – besser breit und gepolstert oder flach liegend. Vermeide direkte Sonnenstrahlung, damit die Farben nicht vergilben. Wenn du sie länger nicht nutzt: in Baumwollbeutel einpacken, um Staub fernzuhalten.

Kleine Reparaturen

Zipfelläden lösen sich manchmal. Ich nähe sie sofort nach. Wenn eine Naht aufreißt: sichere sie gleich mit feinem Garn. Ich trage oft ein kleines Nähset im Lager mit, falls irgendwo ein Faden Opfer von Dornhecken wird.


Varianten & Spezialformen der Gugel

Gugel mit Kragen oder Stehkragen

Manche Modelle haben einen steifen Kragen, der im Nacken hochsteht. Damit ist der Übergang vom Körper zur Kapuze stärker betont. Ideal, wenn du ein dramatisches Aussehen willst und oft Wind von hinten hast.

Ich hatte einmal eine Gugel mit Stehkragen für ein Winterevent – sie sah gut aus und hielt Wind vom Nacken fern.

Gugel mit Zipfeln oder Höckern

Lange Zipfel können dekorativ wirken. Bei ruchlosen Designs enden sie oft in spitzen Höckern. Ich mag Zipfel, aber sie dürfen nicht im Kampf stören. Zu lange Zipfel könnten sich in Ästen oder Ausrüstung verfangen. Ich beschränke sie meist auf 30–40 cm Länge.

Geteilte Gugel oder gefütterte Version

Manche Modelle haben eine Teilung vorne oder hinten, um besseren Sitz zu gewährleisten. Gefütterte Versionen gewähren mehr Wärme und besseren Tragekomfort. Ich empfehle das Futter sinnvoll einzusetzen (z. B. im Nackenbereich).

Gugel mit Schlitz oder Knöpfen

Ein Schlitz über der Brust oder Knöpfe helfen, die Gugel besonders flach zu tragen, wenn du sie unter einem Wams oder Lätzchen nutzen willst. Du kannst z. B. drei Holzknöpfe einsetzen. Ich habe einen kleinen Schlitz genäht, damit sie im Wams nicht spannt – hat sich bewährt.


Häufige Fehler & wie du sie vermeidest

Fehler 1: Zu kleiner Kapuzenbogen

Viele raten zu engen Schnitten – das macht die Gugel dekorativ, aber sie sitzt nicht bequem. Wenn du den Bogen zu flach machst, rutscht sie. Ich habe das beim ersten Modell gemacht und sie kaum getragen. Jetzt gebe ich lieber etwas Zugabe – so bleibt Spielraum.

Fehler 2: Stoff zu steif oder zu dünn

Ein Stoff, der zu steif ist, sieht klobig aus. Ein zu dünner Stoff flattert und wirkt billig. Ich rate: ein mittelschwerer Stoff, der einen guten Fall hat. Teste mit einem Reststück, wie der Stoff fällt.

Fehler 3: Übertriebene Zipfel

Extrem lange Zipfel sind oft hinderlich – sie schlagen gegen dein Gesicht, verhaken sich, stören beim Gehen. Ich setze sie dezent ein, wenn überhaupt.

Fehler 4: Schlechte Saumverarbeitung

Unversäuberte Kanten, unsaubere Enden – das sieht schnell ungepflegt aus und der Stoff franst aus. Nimm dir Zeit für saubere Säume und Versäuberungen.

Fehler 5: Falsche Farbkombi

Wenn die Gugel knallig oder unpassend ist, zieht sie Aufmerksamkeit weg von deinem Gesamtbild. Die Gugel sollte mit dem Kostüm harmonieren.


Praxisbeispiele: Drei typische Gugel-Modelle

1. Basisgugel für Einsteiger

  • Material: Woll-Leinen, ungefärbt oder naturfarben.

  • Schnitt: einfacher Kapuzenteil, keine Zipfel, Schultern minimal bedeckt.

  • Verwendung: tägliches Tragen auf dem Lager, unter Umhang.

Diese Version habe ich oft für viele LARP-Events genutzt – robust, unauffällig und zuverlässig.

2. Mittelgugel mit Zipfeln und Futter

  • Material: Wollstoff, Innenfutter aus Feinklein.

  • Schnitt: etwas länger im Rücken, Zipfel ±30 cm.

  • Besonderheit: Futter sorgt für Komfort, Zipfel bringen Flair.

Einmal trug ich diese Gugel bei einer Winterrunde. Der Stoff war warm genug, die Zipfel bewegten sich dramatisch im Wind – aber sie waren nicht störend.

3. Statementgugel mit Stehkragen & dekorativer Kante

  • Material: stabileres Wollgemisch.

  • Schnitt: hoher Kragen, dekorative Bordüre, Zipfel abgeschwächt.

  • Einsatz: für Ritterszenarien oder Charakter mit Rang.

Bei einer größeren Szene trug ich diese Version, und mehrere Mitspieler fragten mich, wo ich sie her hätte. Der Kragen verlieh Präsenz, war aber durchdacht dimensioniert, sodass er den Hals nicht einengte.


Tipps zur Auswahl & Anpassung vor dem Event

  • Mach einen Probemodell aus günstigem Stoff (Baumwollrest), um Schnitt und Sitz zu prüfen. So vermeidest du Fehlschläge im hochwertigen Stoff.

  • Trage die Gugel mit kompletter Ausrüstung (Tunika, Mantel, Wams), um zu sehen, wie sie sich einfügt.

  • Bewege dich: gehe, beuge dich, setze dich – so erkennst du, ob sie stört.

  • Wenn möglich, nimm etwas Stoffreserve mit – so kannst du kurzfristig nachbessern.

  • Notiere dir die Maße und Schnitte auf deinem Kostümblatt – beim nächsten Nachbau bist du schneller dran.


Mein Fazit aus LARP-Tagen

Die Gugel ist für mich ein Teil, den ich oft übersehen hatte, bis ich sie in mein Kostüm integriert habe. Seitdem fehlt sie kaum noch. Sie bringt Wärme, Stil und Authentizität mit sich. Ich habe erlebt, wie Mitspieler gezielt meine Gugel betrachteten, wie sie sich im Wind bewegte, wie sie im Licht und Schatten wirkt.

Du brauchst keine aufwendige Gugel. Eine gut geschnittene, einfache Version bringt dir den größten Nutzen. Später kannst du Variationen bauen, mit Futter, Kragen, Zipfeln etc. Aber fange mit einer soliden Basis an.