Bundschuhe

Bundschuhe – was du wirklich über sie wissen solltest

Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Versuch, Bundschuhe selbst zu tragen. Damals dachte ich, das wären einfach nur ein paar alte Lederschlappen mit Bändern dran. Tja, weit gefehlt. Nach ein paar Stunden auf einem LARP-Event merkte ich ziemlich schnell, dass diese unscheinbaren Dinger alles andere als nebensächlich sind. Wenn du einmal einen schlecht passenden Bundschuh getragen hast, weißt du, wovon ich rede: Druckstellen, Blasen und das ständige Nachziehen der Riemen. Aber wenn du den richtigen erwischst, willst du nie wieder was anderes.


Was sind Bundschuhe eigentlich?

Bundschuhe sind, einfach gesagt, Lederschuhe, die mit langen Riemen oder Bändern um den Fuß gebunden werden. Der Name kommt vom „Binden“ – logisch, oder? Schon im Mittelalter waren sie weit verbreitet, vor allem unter Bauern und einfachen Leuten. Damals war das kein modisches Statement, sondern eine praktische Lösung: einfach herzustellen, robust und anpassbar.

Der klassische Bundschuh besteht meist aus einem Stück Leder, das so geschnitten wird, dass es sich um den Fuß legen lässt. Mit den Riemen wird dann alles zusammengehalten. Historische Modelle hatten in der Regel eine dünne Ledersohle, moderne Varianten – gerade für LARP – bekommen oft eine Gummisohle, damit du auf Asphalt oder Schotter nicht gleich ausrutschst.

Mich fasziniert, dass diese einfache Schuhform Jahrhunderte überdauert hat. Du siehst: Funktion schlägt manchmal jede Mode.


Warum Bundschuhe im LARP und Reenactment so beliebt sind

Wenn du dich fürs Mittelalter oder LARP begeisterst, kommst du an Bundschuhen kaum vorbei. Sie sehen nicht nur authentisch aus, sondern fühlen sich – wenn sie richtig gemacht sind – auch erstaunlich bequem an.

Ein paar Dinge sprechen ganz klar für sie:

  • Optisch passend: Ein Bundschuh passt einfach zu jeder mittelalterlichen Gewandung, egal ob du Bauer, Handwerker oder Reisender bist.

  • Beweglich: Du spürst den Boden mehr, bewegst dich natürlicher. Viele sagen, sie fühlen sich damit „verbundener“ mit dem Gelände.

  • Verstellbar: Die Bänder lassen sich individuell binden – mal fester, mal lockerer, wie’s dir passt.

  • Leicht: Kein schwerer Lederstiefel, der dich nach Stunden runterzieht.

Aber klar, es gibt auch Tücken:

  • Auf nassem Boden kann’s rutschig werden – vor allem mit reiner Ledersohle.

  • Ohne Pflege trocknet das Leder schnell aus.

  • Und wenn du sie zu eng schnürst, läufst du keine zehn Minuten ohne Schmerzen.

Kurz gesagt: Bundschuhe sind ein Geschenk, wenn du sie richtig behandelst, und eine Strafe, wenn du’s nicht tust.


Woran du gute Bundschuhe erkennst

Ich habe im Laufe der Jahre einige Modelle durchprobiert – von günstigen Nachbauten bis zu handgefertigten Varianten. Und ja, die Unterschiede sind gewaltig.

Material – das Herz des Schuhs

Am wichtigsten ist das Leder. Ich bevorzuge vegetabil gegerbtes Rindsleder – robust, aber nicht zu steif. Dünnes Leder sieht anfangs zwar schick aus, reißt aber schnell. Wildleder fühlt sich angenehm weich an, ist aber empfindlich bei Regen. Wenn du also weißt, dass du auf feuchten Wiesen oder Waldboden unterwegs bist, nimm lieber Glattleder.

Die Sohle ist eine kleine Glaubensfrage. Historisch korrekt wäre natürlich Leder, aber ganz ehrlich: Wenn du bei LARP-Events über Asphalt oder Kies gehst, ist eine dünne Gummisohle dein bester Freund. Sie fällt kaum auf, sorgt aber für sicheren Halt.

Passform – dein Fuß entscheidet

Ein Bundschuh darf nie zu eng sein. Leder dehnt sich zwar, aber nur ein bisschen. Zu locker darf er auch nicht sitzen, sonst rutschst du beim Gehen. Am besten probierst du sie mit den Socken, die du später auch tragen willst.

Ich achte immer darauf, dass der Schuh an der Ferse eng anliegt, aber vorne etwas Platz lässt. Die Riemen sollten lang genug sein, um sie mehrfach um den Knöchel zu wickeln.

Verarbeitung – hier trennt sich Spreu vom Weizen

Guck dir die Nähte genau an. Wenn die krumm, offen oder ausgefranst sind, kannst du den Schuh vergessen. Eine saubere Wendenaht ist ein gutes Zeichen. Das ist die Methode, bei der der Schuh erst auf links genäht und dann gewendet wird, damit die Naht innen liegt. Hält ewig – wenn’s richtig gemacht ist.


So bindest du Bundschuhe richtig

Das klingt banal, ist es aber nicht. Ich habe schon viele Leute gesehen, die ihre Bundschuhe falsch gebunden haben – zu fest, zu locker oder mit einem Knoten, der sich bei jedem Schritt löst.

Hier mein Vorgehen:

  1. Steig in den Schuh, richte das Leder gleichmäßig aus.

  2. Fang vorne an und zieh die Bänder sanft über den Spann.

  3. Kreuz sie über dem Knöchel, wickel sie ein- oder zweimal herum.

  4. Binde sie fest, aber nicht stramm. Wenn du beim Gehen merkst, dass der Schuh drückt, mach den Knoten neu.

Ich mach den letzten Knoten meist an der Außenseite des Beins – da stört er am wenigsten, wenn du rennst oder dich hinkniest.


Einlaufen – unterschätzt, aber entscheidend

Ein häufiger Fehler: Neue Bundschuhe direkt aufs Event mitnehmen. Schlechte Idee. Leder muss sich an deinen Fuß gewöhnen, und du dich an den Schuh. Lauf sie ein – zu Hause, im Garten, auf dem Rasen. Eine Stunde reicht am Anfang. Wenn du merkst, wo’s zwickt, kannst du das Leder leicht anfeuchten und gezielt dehnen.

Ich erinnere mich, wie ich beim ersten Mal dachte: „Ach, die paar Kilometer pack ich schon.“ Falsch gedacht. Nach einem halben Tag hatte ich an beiden Fersen Blasen. Seitdem laufe ich jeden neuen Bundschuh mindestens zweimal vorher ein.


Pflegetipps für lange Lebensdauer

Wenn du willst, dass deine Bundschuhe dich jahrelang begleiten, musst du dich ein bisschen um sie kümmern. Das ist kein Hexenwerk, aber es zahlt sich aus.

  1. Nach jedem Tragen reinigen. Bürste Dreck ab, wisch sie leicht feucht ab. Kein nasses Tuch, bitte.

  2. Langsam trocknen. Niemals auf die Heizung legen – das Leder wird brüchig. Zeitungspapier hilft super, um Feuchtigkeit rauszuziehen.

  3. Pflegen. Ich nehme ein leichtes Lederfett, das tief einzieht. Nicht zu viel, sonst wird das Leder weich wie Kaugummi.

  4. Lagern. Trocken, kühl und dunkel. Ich steck Papier oder einen Schuhspanner rein, damit die Form bleibt.

Wenn du das machst, halten gute Bundschuhe locker zehn Jahre oder länger.


Verschiedene Arten von Bundschuhen

Bundschuh ist nicht gleich Bundschuh. Je nach Epoche, Region oder persönlichem Stil gibt’s etliche Varianten.

Der einfache Einteiler

Das ist die urtümlichste Form – ein Stück Leder, mit Schlitzen und Bändern versehen. Sieht schlicht aus, ist aber leicht und authentisch. Besonders beliebt bei Darstellern des Frühmittelalters.

Bundschuh mit Laschen

Hier sind seitlich Laschen eingearbeitet, durch die du die Bänder ziehst. Das verteilt den Druck besser und sieht etwas raffinierter aus.

Halbstiefel-Bundschuh

Diese Variante reicht über den Knöchel, manchmal fast bis zur Wade. Ideal, wenn du viel in unebenem Gelände unterwegs bist. Gibt mehr Halt, schützt vor Ästen, Dornen oder Dreck.

Moderne Bundschuhe

Viele LARP-Schuster bauen heute Modelle mit moderner Sohle, gepolstertem Fußbett und verstärkten Nähten. Optisch kaum vom Original zu unterscheiden, aber im Alltag viel bequemer.


Wie du Bundschuhe mit deiner Gewandung kombinierst

Der Bundschuh ist Teil eines Ganzen. Wenn du deine Gewandung planst, sollte der Schuh dazu passen.

  • Bauern, Handwerker oder Reisende: Schlichte, braune oder naturfarbene Bundschuhe passen am besten.

  • Kämpfer oder Waldläufer: Etwas robustere Varianten, gerne mit höherem Schaft oder Gummisohle.

  • Edelere Figuren: Schwarz gefärbtes Leder oder feinere Nähte wirken edler.

Ein Trick, den ich oft nutze: Ich trage Beinwickel oder Gamaschen über dem Schuh. Das verdeckt Übergänge, hält Schmutz ab und sieht gleich stimmiger aus.


Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest

Ich hab so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Damit du’s nicht musst, hier eine kleine Liste:

  • Zu enge Schnürung: Schneidet in die Haut. Mach lieber zwei kleine Knoten statt einem festen.

  • Zu dünnes Leder: Reißt nach ein paar Events. Lieber einmal gutes Leder kaufen.

  • Schlechte Pflege: Wenn du sie dreckig in die Ecke wirfst, brauchst du bald neue.

  • Unpassende Sohle: Auf Kopfsteinpflaster mit Ledersohle? Viel Spaß beim Rutschen.

Wenn du dir beim Kauf nicht sicher bist, nimm lieber den stabileren Schuh. Der Unterschied in Komfort und Haltbarkeit ist enorm.


Geschichten aus dem Feld – was du lernen kannst

Ich erinnere mich an ein Event in Süddeutschland, auf einem feuchten Wiesenhang. Mein Kumpel trug nagelneue Bundschuhe mit glatter Ledersohle. Nach zwei Metern bergauf lag er schon das erste Mal im Gras. Danach hat er sie umgerüstet – Gummisohle drunter, Problem gelöst.

Ein anderes Mal riss mir während eines Nachtspiels ein Riemen. Zum Glück hatte ich Ersatz im Beutel – kleines Stück Leder, Lochzange, fertig. Seitdem packe ich immer ein Stück Riemen und eine Ahle ein. Es sind die kleinen Dinge, die man erst lernt, wenn man mal mitten im Wald steht und sich fragt, warum man nichts zum Flicken dabeihat.


Schritt-für-Schritt: Mein Weg zum perfekten Bundschuh

  1. Online stöbern oder auf Märkten schauen. Ich achte zuerst auf Fotos, besonders auf Nähte und Sohle.

  2. Anprobieren. Wenn möglich, gleich testen. Beim Bücken, Knien, Gehen – der Schuh muss sich „richtig“ anfühlen.

  3. Einlaufen. Zwei, drei Abende zu Hause. Danach weißt du, ob du nachjustieren musst.

  4. Pflegen. Lederfett auftragen, gut einziehen lassen.

  5. Event testen. Und dann: einfach laufen. Du merkst schnell, wie sich das Leder anpasst.

Ich schwöre dir: Wenn du den passenden Bundschuh gefunden hast, willst du keinen anderen mehr.


Fazit – ein ehrlicher Rat zum Schluss

Bundschuhe sind kein Accessoire, das du mal eben nebenbei wählst. Sie entscheiden darüber, ob du auf einem LARP entspannt rumläufst oder nach zwei Stunden nur noch barfuß gehen willst.

Achte auf gutes Leder, passgenaue Form, ordentliche Verarbeitung – und pflege sie. Dann sind Bundschuhe nicht nur authentisch, sondern dein treuester Begleiter auf jedem Mittelaltermarkt, in jedem Lager und auf jeder Wiese.

Und ganz ehrlich: Wenn du beim nächsten Event durch den Matsch stapfst, der Wind durch die Gewandung zieht und du die Erde unter deinen Füßen spürst – dann weißt du, warum Leute seit Jahrhunderten Bundschuhe tragen.

Our Score